Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Page 98
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LE NORD
wird sein schönes Werk Persoonallisuus vom Jahre 1934, das in
schwedischer Ubersetzung, Personlighetens psykologi (Psycholo-
gie der Persönlichkeit) schon die zweite Auflage erlebt hat, seine
letzte psychologische Arbeit sein —, und innerhalb sowohl die-
ser Disziplin wie der Psychologie hat er bereits Adepten heran-
bilden können, die philosophische Spezialprobleme in ehrenvoller
Weise ihrer Lösung náher bringen werden.
Kaila promovierte mit einer sicher geschriebenen kleinen Un-
tersuchung Vber die Motivation und die Entscheidung. Alsdann
folgten Der Satz vom Ausgleich des Zufalls und das Kausalprin-
zip, Die Prinzipien der Wahrscheinlichkeitslogik, Probleme der
Deduktion, einige feine psychologische Spezialuntersuchungen,
worunter die vollends entziickende Arbeit Die Reaktionen des
Sauglings auf das menschliche Gesicht, ferner ein Yersuch einer
philosophischen Gesamtbetrachtung Beitrage zu einer syntheti-
schen Philosophie und einige auf finnisch abgefasste Schriften,
die teils Zusammenfassungen seiner Arbeiten in deutscher Sprache
sind und teils uber diese hinausgreifen.
Es ist fiir Kaila bezeichnend, dass er in seinen philosophischen
Studien von konkreten und klar abgegrenzten Problemstellungen
ausgeht.
Gegen den Dogmatismus wendet er sich, gleich Lagerborg, in
seiner Schrift Sielunelama biologisena ilmiöna 1920 (Das Seelen-
leben als biologisches Phánomen). Dieses Werk ist eine einzige
ausfiihrliche Auseinandersetzung mit dem Kampf zwischen Vi-
talismus und mechanistischer Lebenserklárung. Die psychischen
Erscheinungen sind auch fiir Kaila Spezialfálle physiologischer
Prozesse. Eine selbstándige psychische Kausalitát gibt es nicht.
Aber auch das mechanistische Prinzip wird in seiner Analyse
bedeutungsvollen Modifikationen unterworfen. Das organische
Geschehen wird allerdings durch rein materielle Kausalitát be-
herrecht, doch ist ungewiss, wiefern diese Kausalitát jemals rein
physikalisch-chemisch ausgelegt werden kann.
Kaila machte sich friih gestaltpsychologische Gesichtspunkte
und Gedankengánge zu eigen, wiewohl er eine selbstándige Kri-
tik gegen gewisse Lehren der Gestaltpsychologen ausgeiibt hat,
besonders gegen Köhlers Auffassung von »physischen Gestalten«.
In seiner grossen finnischen Psychologie Sieluneldman rakenne
(1923, »Die Struktur des Seelenlebens«) ist er stark von der da-
mals ganz neuen Strömung in der Psychologie beeinflusst, fiihrt
aber, immerhin kritisch, viele der populáren Gedankengánge auf
James’ und Bergsons Grundanschauung vom Seelenleben als