Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Side 126
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dies 1917 der Fall war, wo die Bewegung bei uns in Danemark
wie in den iibrigen nordischen Lándern (und auch andererorts
in der Welt) sich mit der Möglichkeit zu bescháftigen begann,
die Alkoholfrage durch ein Totalverbot zu lösen. Damals war
die Bewegung so stark, dass die politischen Parteien, namentlich
die demokratischen, es als in ihrem Interesse gelegen ansahen,
eine entgegenkommende Haltung einzunehmen. Die norwegische
Regierung ging an der Spitze und setzte im Jahre 1910 eine Al-
koholkommission ein, die u. a. untersuchen sollte, inwieweit es
unter Beriicksichtigung aller Umstánde ratsam sein wiirde, den
Gedanken eines Yerbots zu verwirklichen, und wie dies solchen-
falls zu geschehen habe. Die schwedische Regierung folgte diesem
Beispiel 1911, und 1914 erhielt Dánemark seine zweite Niichtern-
heitskommission (die erste war bereits zu Beginn des Jahrhun-
derts tátig gewesen) mit einem entsprechenden Programm.
Keine dieser Kommissionen hatte ihre Arbeit beendet, als der
Krieg ausbrach und die Ereignisse ihnen damit zuvorkamen. In
jedem der drei Lánder wurde die Regierung ermáchtigt, »ausser-
ordentliche Veranstaltungen« preis- und produktionsregulieren-
der Natur zu treffen. Gestiitzt hierauf erliess die dánische Re-
gierung dann Ende Februar 1917 jenes Verbot des Verkaufs und
Ausschanks von Branntv/ein und anderen destillierten Getránken,
das die Einleitung zu der obenerwáhnten Steuererhöhungspolitik
werden sollte. Es war allerdings nur von einem zeitweiligen Ver-
bot die Rede, das lediglich mit der Notwendigkeit begriindet
wurde, Spekulationsaufkáufe zu verhindern, und das damit ver-
bundene Produktionsverbot fiir Spiritus zu Trinkzwecken war
ebenfalls von praktischen Zwecken diktiert (es galt, Rohstoffe
zu sparen). Die Abstinenzbewegung hátte es wohl lieber gesehen,
dass moralische Griinde entscheidend gewesen wáren. Möglicher-
weise haben solche auch mitgewirkt, auch wenn dies nicht aus
dem Wortlaut der Bekanntmachungen hervorging. Das Wich-
tigste war indessen, dass das Eis gebrochen war.
Die Wirkungen liessen nicht lange auf sich warten. Nach
Verlauf einiger Wochen konnte die Abstinenzbewegung auf ein
rapides Fallen der Verhaftungen wegen Trunkenheit und der
Krankenhausaufnahme wegen delirium tremens hinweisen. Das
Kopenhagener Strassenbild war total verándert. Der Betrunkene
mit der johlenden Kinderschar hinter sich war verschwunden,
und das gleiche galt von der weinenden Arbeiterfrau mit den
kleinen Kindern vor der Wirtshaustiire. Keiner fragte, ob dieses