Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Síða 174
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gut bewandert gewesen sein muss, erhielt Snorri sicher viele Auf-
schliisse iiber schwedische Verháltnisse in der álteren Zeit, und es
ist wohl nicht zu gewagt anzunehmen, dass ihm hier eine ganze
Menge seines Materials iiber Schweden zugánglich gemacht wurde,
das er spáter in seiner »Heimskringla« verwendet hat.
Im Herbst 1219 kehrte Snorri nach Norwegen zuriick und
verweilte den Winter in Nidaros, wiederum als Skúli BárSarsons
Gast. Im Frúhjahr 1220 wollte Snorri nach Island zuriickkehren,
jetzt trafen aber Ereignisse ein, die seine Abreise erschwerten.
Wáhrend Snorris Aufenthalt in Norwegen und bereits vorher
waren zwischen norwegischen Kaufleuten, die auf Island Handel
trieben, und islándischen Háuptlingen Streitigkeiten entstanden.
Sowohl Norweger wielslánder waren in diesenKámpfen gefallen,
und die norwegischen Fiirsten Hákon und Skúli glaubten diesen
Stand der Dinge nicht lánger dulden zu können. Herzog Skúli
wollte gegen Island ins Feld ziehen und das Land zur Unter-
werfung zwingen. Er hatte bereits Mannschaft und Schiffe fiir
die Fahrt ausgerústet, als es Snorri gelang, ihn von seinem Vor-
haben abzubringen. Snorri machte geltend, dass es besser sei, sich
mit den islándischen Grossen zu verstándigen, als das Land mit
Gewalt zu unterwerfen. Persönlich versprach er, die norwegischen
Interessen in Island zu unterstútzen. Auch König Hákon war an
dieser Vereinbarung beteiligt, und damit Snorri sein Versprechen
halten und zugleich als ein geehrter Mann auf der Insel seiner
Váter dastehen sollte, machte der König ihn zu seinem lendrmaðu
(= Inhaber eines Lehns). Als Snorri nach Island zuriickkehrte,
kam er also als norwegischer Lehnsmann.
Bei der Abreise von Norwegen waren Snorri grosse Ehren
zuteil geworden. Skúli hatte ihn beim Abschied mit Gaben iiber-
háuft und ihm ausserdem das Schiff, mit dem er zurúckkehrte,
zum Geschenk gemacht. Auf Island wurde ihm weniger Ehre er-
wiesen. Insbesondere die »Oddaverjar«, die immer noch die mách-
tigste Familie des Súdlandes waren, hatten fiir Snorri und seine
Freundschaft mit Herzog Skúli nur höhnende Worte. In einem
Spottgedicht wurde auf seine Kriecherei gegeniiber dem Herzog
angespielt. Da indessen Snorri nach seiner Rúckkehr nichts unter-
nahm, um die Interessen der Norweger oder des norwegischen
Königs auf Island wahrzunehmen, liess der Widerstand gegen ihn
allmáhlich nach, und sein Ansehen begann von neuem zu wachsen.
Im Jahre 1222 wurde er wiederum zum Gesetzsprecher gewáhlt,
ein Amt, das er von nun ab ununterbrochen bis zum Jahre 1231