Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Page 175
SNORRI STURLUSON
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innehatte. 1224 hielt Islands reichste Frau — Hallveig Orms-
dottir, die Witwe von Bjorn Þorvaldsson und Tochter eines der
Pflegebriider Snorris auf Óddi, — bei ihm auf Reykjaholt ihren
Einzug. Snorri war jetzt der reichste der islándischen Grossen
und zugleich der máchtigste und einflussreichste. Es dauerte je-
doch nicht lange, bis ein gefáhrlicher Mitbewerber um diese Macht
auf den Plan trat. Und dies war Snorris eigener Brudersohn
Sturla Sighvatsson.
Sighvatr hatte, ohne seine Bruder zu fragen, das »goðorS«
(das Herrschaftsgebiet) der Familie im Westlande an seinen Sohn
Sturla iibergeben, und dies bildete den Anlass zu einer Familien-
fehde zwischen den Sturlungen, die viele Jahre lang dauerte. Hier-
zu kamen noch andere Streitigkeiten. Auf dem Althing des Jah-
res 1228 war das Verháltnis zwischen Snorri und seinem Bruder-
sohn so gespannt, dass Snorri sich veranlasst sah, an der Spitze von
800 Mann zum Thing zu reiten. Aber auch Sturla und sein Vater
Sighvatr, der seinem Sohn in allen Wechselfállen folgte und seine
Sache unterstiitzte, hatten ein zahlreiches bewaffnetes Gefolge,
und da beide Parteien einander ebenbiirtig erschienen, kam es
auf dem Thing nicht zum Kampfe. Aber Sturla war so auf seiner
Hut, dass er, wenn er mit seinen Mannen auf dem Thingplatz
in die Kirche ging, die Speere draussen an der Wand der Halle
unter besonderer Bewachung stehen liess. Sie sollten nötigenfalls
zur Hand sein, und seine Feinde sollten sich ihrer nicht bemách-
tigen können.
Im Sommer 1230 besserte sich das Verháltnis zwischen Snorri
und seinem Brudersohn Sturla. In der Chronik iiber die Ereignisse
dieses Jahres wird die sehr interessante Mitteilung gemacht, dass
Sturla in jenem Sommer und Herbst mehrmals geraume Zeit in
Reykjaholt bei Snorri weilte und dort mit grossem Eifer »nach
den Bíichern, die Snorri zusammengestellt hatte, Saga-Biicher
abschreiben« liess. Dies ist ein direktes Zeugnis von Snorris
Schriftstellertátigkeit und dem literarischen Leben auf Reykja-
holt.
Um 1230 begann Snorris Macht abzunehmen, wáhrend Stur-
las Einfluss um so grösser wurde. Sturla reiste 1233 nach Nor-
wegen, und diesmal war die Reihe an Sturla, um die Gunst des
norwegischen Königs zu werben. Und das gelang ihm vollends.
Der König hatte seit langem den Plan gehegt, das unruhige Island
unter seine Herrschaft zu bringen, und als er nun einen der mách-
tigsten Háuptlinge des Landes bei sich hatte, war es ganz natiir-
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