Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Page 176
164
LE NORD
lich, dass die Sache von neuem zur Sprache kam. Der König be-
klagte sich Sturla gegeníiber iiber die stándigen Streitigkeiten auf
Island und meinte, der Friede liesse sich besser bewahren, wenn
die Macht auf Island in die Hánde eines einziges Mannes gelegt
wiirde. Und einen solchen Mann sollte der König unter den islán-
dischen Grossen wohl finden können. Sturla war sogleich bereit,
sich diese Situation zunutze zu machen. Er selbst sei, meinte er,
gerade der Mann, der dazu berufen sei, Island der norwegischen
Herrschaft zu unterwerfen und selbst Alleinherrscher auf der In-
sel zu werden.
Als Sturla 1235 nach Island zuriickkehrte, hatte er seinen
Plan fertig. Mit Unterstiitzung seines Vaters Sighvatr begann er
einen systematischen und riicksichtslosen Kampf, um die Herr-
schaft iiber die ganze Insel zu gewinnen. Der erste, gegen den er
sich wandte, war sein Oheim Snorri Sturluson und dessen un-
ehelicher Sohn Órækja. Snorri hatte nicht die Kraft, den Kampf
mit dem Sohne seines Bruders aufzunehmen; er zog sich weiter
nach Osten zuriick, und Sighvatr legte Beschlag sowohl auf Snor-
ris Besitzungen um den Borgarfjprðr wie auf Órækjas im Nord-
westlande. Im Sommer 1237 hielt es Snorri fiir das beste, das
Land zu verlassen und wieder nach Norwegen zu fahren. Aber
das gewaltsame Vorgehen Sturlas dauerte nicht lange. Als er sich
gegen Gizurr Þorvaldsson im Siidlande wandte, traf er auf einen
ebenbiirtigen Gegner. Im Verein mit Kolbeinn dem Jungen vom
Nordlande gelang es Gizurr, Sturla Sighvatsson und dessen Vater
1238 in der grossen Schlacht bei Örlygsstaðir zu besiegen und
zu töten.
Snorri Sturluson hielt sich bei seinem zweiten Besuch in Nor-
wegen an Herzog Skúli. Im Winter 1238—39 war er bei diesem
in Nidaros, und damals dichtete er den bekannten, oben erwáhn-
ten Vers iiber den Háuptling Gautr aus Melr, was natúrlich weder
dazu beitrug, das Verháltnis zwischen König Hákon und Skúli
Bárðarson zu bessern, noch Snorris eigene Stellung dem König
gegeniiber zu stárken. Snorri hatte offen fúr Skúli Partei genom-
men und war schon aus diesem Grunde vom Könige nicht wohl
gelitten.
Als nun der König in Bergen sass und Skúli in Nidaros, ge-
langte an Skúli die Botschaft, dass die Islánder, die bei Skúli
waren, — darunter Snorri Sturluson — nicht in ihr Land zu-
ruckkehren dúrften, bevor der König seine Genehmigung dazu
erteilt hátte. Snorri trotzte aber — offenbar mit Skúlis Einver-