Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Page 207
REISEVERKEHR IN FINNLAND
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Strecken-Kilometer 5547 (mit annáhernd 2000 Stationen). Die
Gesamtlánge der Bahnen ist wáhrend dieser Periode um etwa
90 km pro Jahr gewachsen; zum Vergleich mag erwáhnt wer-
den, dass im Laufe der ersten 60 Jahre der Existenz der finni-
schen Eisenbahnen — einer Periode, die in die russische Zeit fállt
— nur 60 km Eisenbahnen jáhrlich gebaut wurden. Wáhrend
im Jahre 1920 5,5 Millionen Tonnen befördert wurden, betrug
die entsprechende Zahl schon im Jahre 1937 iiber 15 Millionen
Tonnen.
Fiir den Touristenverkehr sind die Eisenbahnen von grosser
Bedeutung gewesen. Zwar durchlaufen die finnischen Eisenbah-
nen im allgemeinen nicht die schönsten Gegenden — ihre
Strecken sind in erster Linie nach dem Grundsatz der kiirzesten
Entfernung und der kleinsten Hindernisse angelegt worden. Es
gibt aber Ausnahmen: die Bahn im Inneren des Landes, die öst-
lich von Jyváskylá an zahlreichen Seen vorbeiláuft und am
Punkaharju durch einige der schönsten Orte Ost-Finnlands geht,
ferner die Eisenbahn Joensuu-Nurmes am Ufer des Sees Pie-
lisjárvi und auch die von Touristen leider sehr wenig beachtete
Eisenbahn nach Pori (Björneborg) u. a. Die siidliche Kiistenbahn
durchquert Gegenden, die dem Reisenden ein gutes Durchschnitts-
bild der unter Kultur genommenen finnischen Landschaft ver-
mitteln. Man erhált den Eindruck alter Kultur und Tradition.
Fiir den Reiseverkehr hat die nördliche Hauptbahn nach Lapp-
land Jahr fiir Jahr an Bedeutung gewonnen, und der sog. Lapp-
landexpress, der vor dem jetzigen Kriege eingesetzt wurde, ist im
Sommer einer der am meisten benutzten Touristenziige gewesen.
Mit dem Aufschwung des Kraftwagenverkehrs in den i92oer
Jahren erhielten gerade die Landstrassen eine grosse Bedeutung
fiir den Fremdenverkehr. Die Landstrassen haben aber in unserer
wie in der nordischen Geschichte iiberhaupt immer ein interes-
santes Kapitel gebildet. Dass man Wegebauten — es handelte
sich wohl damals vor allem um Reitwege — in den nordischen
Lándern schon in grauer Vorzeit als höchst verdienstvolle Hand-
lungen betrachtete, davon zeugen Runensteine, die zur Ehre und
zum Andenken von Wege- und Briickenbauern errichtet wurden.
Bereits im Mittelalter begann man auch in Finnland Landstrassen
zu bauen. Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts hatte man bei uns
etwa 2000 km Landstrassen. Dann aber folgten Stagnationen,
und noch vor etwa 200 Jahren hielt man es aus strategischen
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