Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Page 208
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LE NORD
Griinden fiir geboten, so wenig Landstrassen wie möglich zu
haben. Im 19. Jahrhundert wurde jedoch diese Ansicht aufge-
geben, und seitdem lautet das Losungswort: viele Strassen und
gute Strassen! Man begann, die Bedeutung der Landstrassen als
wirtschaftliche, soziale und militárische Faktoren zu verstehen.
Und sind nicht die Strassen die Adern des Staatskörpers?
Sie vermitteln die nötige Zirkulation des Organismus. Wenn eine
Stockung im Adernetz entsteht, miissen grössere oder kleinere
Teile des Ganzen darunter leiden. Die Eisenbahnen und die inne-
ren Wasserstrassen stellen die Hauptadern des Gemeinschaftskör-
pers dar, die den schwereren Verkehr zu vermitteln haben, wáh-
rend die Land- und Dorfstrassen das feinere Adersystem ver-
körpern, das jedoch zeitweilig an einzelnen Stellen auch die
Rolle des schweren Verkehrs iibernehmen kann. In diinn bevöl-
kerten Lándern haben die Landstrassen ausserdem noch eine wich-
tige soziale Funktion: den gegenseitigen gesellschaftlichen Ver-
kehr der Menschen zu fördern. Schöne Strassen sind iiberdies
noch eine Zierde fiir die Ortschaften und fiir die Landschaft
iiberhaupt, und die Strassenkultur ist gleichzeitig ein Stiickchen
Kulturgeschichte. Die Entwicklung der finnischen Landstrassen
hat besonders wáhrend der Zeit der Selbstándigkeit des Landes
rasche Fortschritte gemacht. Zum Vergleich mögen hier einige
Zahlen angefiihrt werden: im Jahre 1900 hatte das Land 43,900
km öffentliche Strassen — wovon rund die Hálfte Landstrassen
waren —, 1918 betrug die Gesamtlánge der Strassen 50.000 km
und i. J. 1937 65.000 km, wovon auf die Landstrassen 40.000
km entfielen.
Mit der zunehmenden Entwicklung des Kraftwagenverkehrs
hat der Landstrassenverkehr, wie oben gesagt, auch bei uns sein
Aussehen verándert. Autos und Autobusse traten nun allmáhlich
auch in den entferntesten Ortschaften der Einöde als Verkehrs-
mittel auf. Von etwa 4500 Motorfahrzeugen im Anfang der
i92oer Jahre wuchs die Zahl auf 56.000 i. J. 1938; hiervon ent-
fállt die Hálfte auf Personenwagen, der Rest auf Autobusse und
Lastkraftwagen.
In der Selbstándigkeitsperiode hat das Landstrassennetz aber
nicht nur an Lánge zugenommen. Hiigel und Kurven sind an
unzáhligen Stellen geebnet und ausgerichtet, Autostrassen aus
Beton und Asphalt neugebaut worden. Im Norden hat man die
Landstrasse, die zum Eismeer fiihrt, — vor einigen Jahren noch