Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Side 289
DIE DANISCHE HÖHERE SCHULE
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von der Persönlichkeit des Lehrers ab, von seiner pádagogischen
Fáhigkeit und seiner Darstellungsgabe. Hier darf nicht íibersehen
werden, dass die Schiiler in dem betreffenden Alter bekanntlich
oft einen ausgesprochenen Widerwillen gegen Religion und reli-
giöse Stimmungen an den Tag legen. Man hat darum auch den
Unterricht so geordnet, dass er objektive Mitteilung von Kennt-
nissen als Hauptzweck hat und nicht Erbauung. Bibelkunde,
Kirchengeschichte, Religionsgeschichte und Ethik bilden die
Hauptgegenstánde des Religionsunterrichts.
Ddnisch ist selbstverstándlich das wichtigste gemeinsame
Fach. Es hat zwei Lehrzweige: einen literarischen und einen
sprachlichen, von denen der literarische der wichtigere ist. Hier
steht das eigentliche Studium (die Lektiire) der Literatur jetzt
im Vordergrunde, wáhrend vor 1903 mehr Gewicht auf die Lite-
raturgeschichte gelegt wurde. In allen Abteilungen hat das Fach
4+4+4 Stunden, und im Laufe der drei Jahre sollen 7 dánische
Ganzschriften und x norwegische gelesen werden, ferner 300
Seiten anderer Proben dánischer Literatur, auch etwas altnordi-
sche Literatur in dánischer Obersetzung, sowie Proben der neue-
ren norwegischen Dichtung. Wie zu erwarten war, ist das Stu-
dium der áltesten und álteren Perioden allmáhlich in den Hin-
tergrund getreten, so dass man mehr Zeit zur Bescháftigung mit
der neueren Dichtung gewinnt. Die Schiiler sollen mit Verstánd-
nis lesen lernen, sie sollen die Werke als kiinstlerische und mensch-
liche Dokumente betrachten, ihren Ideeninhalt begreifen und die
betreffenden Schriften innerhalb der Produktion des Verfassers
und der gesamten Literaturentwicklung anbringen können. Fer-
ner werden sie im Schwedischen unterrichtet, mit demselben Ziel
wie in der Mittelschule — merkwiirdigerweise hat die Real-
klasse keinen schwedischen Unterricht —, sowie in der Mutter-
sprache. Hier lernen sie dánische Sprachlehre und Sprachkunde,
also Laut- und Formenlehre, Wortfiigungslehre, Wortbedeutung,
Wortvorrat, Hochdánisch und Mundarten, Schriftsprache und
Umgangssprache, Verwandtschaft mit anderen Sprachen, Stili-
stik u. s. w. Man legt das Hauptgewicht auf die Sprache der
neueren Zeit und der Gegenwart, und das Lesen des Altnordi-
schen fállt weg, ebenso wie es der Fall ist mit dem recht weit-
láufigen Lesen von altdánischen Texten, welches man vor 1935
betrieb. Damals kam man iiberhaupt selten zu einer náheren Be-
schreibung der lebenden Muttersprache. Ein wichtiges Glied des
Unterrichts bildet die Ausarbeitung von schriftlichen Aufsátzen,