Fróðskaparrit - 01.01.1966, Side 103
Zum Hirnbau und Verhalten des Pilotwals
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Abb. 3. Sonarpulse von Globicephala melaena (im westlichen Mittelmeer
aufgenommen, Laboratoire de Physiologie acoustique, Jouy-en-Josas,
France).
Aus den Untersuchungen der letzten Jahre ist hervorge-
gangen, dass die Wale (mit Ausnahme bisher nur des Grau-
wals, Eschrichtius glaucus) siah zur Orientierung des Echolot-
systems (Sonar) bedienen. Sie produzieren eine Serie sich rasch
wiederholenden Signalen (Abb. 3), die Ultraschallfrequenzen
erreichen und deren Echos von dem besonders differenzierten
Gehororgan des Tieres aufgenommen werden. Mit diesem
Sender-Empfánger-Apparat ist der Wal befáhigt, sich auch im
triiben Wasser oder nachts zu orientiereren, Hindernissen im
Wasser auszuweichen und Fische verschiedener Art als »posi-
tive« oder »negative« Nahrung zu unterscheiden. Welchen
Anteil das Gehirn, vor allem der Cortex, an den morpho-
logischen Substraten des Sonarsystems einnimmt, bleibt noch
zu erforschen.
EISELEY meint, es wáre denkbar, dass der Delphin (gemeint
ist hier Tursiops truncatus) einen gleichen Grad der Hirn-
differenzierung — und meine Indices wiirden dafiir sprechen
— erreicht hátte wie der Mensch. Dem Gebrauch der Hánde
hátte der Mensch in seiner terrestrer Umwelt seine heutige
Kulturstufe zu verdanken. Mit dem Gehirn allein, ohne Hánde
und Werkzeug, hátte der Mensch niemals eine solche Stufe
erreichen konnen.