Ársrit Verkfræðingafjelags Íslands - 01.01.1914, Blaðsíða 37
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4. Der Pfahlkrebs (Limnoria lignorum) nnd der Pfahlwurm (Teredo norvegica) und deren
Vorkonnnen in Island.
(Auszug aus einem Vortrag des Herrn Landesingenieur T h. Kr a b b e gehalten 29. April 1913 in den »Ingenieurverein Islands«)
Meine Herren! Was ich heule hier vortrage, ist
nur zum Teil auf eigenen Erfahrungen gebaut. Im
wesentlichen sind es Beobachtungen anderer, vor allem
des Herrn Adjunkt Bjarni Sæmundssons, der \vohl
als erster hier auf Island eine systematische Unter-
suchung iiber das Vorkommen und das Wesen des
Pfahlkrebses und des Pfahhvurmes angestellt hat.
Selbst habe ich nur einige auf meinen Reisen ge-
machten Beobachtungen hinzuzufiigen. Da das Thema
aber, mit Ruchsickt auf seine Bedeutung fúr die
wasserbaulichen Arbeiten hierzulande, ein grosses Inter-
esse beanspruchen diirfte, so habe ich Veranlassung
gefunden, das bis jetz gesammelte Material an dieser
Stelle mitzuteilen.
Die zwei Feinde des Holzes in unseren Gewás-
sern sind der Pfahlkrebs (Limnoria lignorum) und der
Pfahlwurm (Teredo norvegica). Ueber der Wasser-
fláche sind wir frei von allen Schmarotzern im Holz,
desto hartnáckiger aber gelien diese zwei obenge-
nannten unter der Wasseroberfláche zu Werke.
Der Pfahlkrebs ist eine kleine Assel von bráunlich
grauer Farbe, deren Lánge 3. bis 4 m/m betrágt; die
Breite ist ungefáhr x/s und die Dicke ca. Ve der
Lánge. Derselbe arbeitet nur an der Oberíláche des
Holzes, indem er dicht unter die Oberfláche runde
Löcher mit ganz diinnen Zwischenwánden, die vom
Wasser nach und nach weggespúhlt werden, in der
Faserrichtung des Holzes bohrt, so dass jedesmal nur
die áusserste Holzschicht angegriflen wird. AIs erste
Lebensbedingung fúr den Pfahlkrebs gilt reichlich
(mindestens U/2 %>) salzhaltiges Wasser. In dieser
Beziehung bieten die Meere an unserer Kúste, die ca.
3 °/o Salz enthalten, gúnstige Bedingungen fiir das
Gedeihen des Pfahlkrebses. In der Náhe von Miin-
dungen grösserer Flússe ist er nicht vorzufinden.
Die geographische Verbreitung der Limnoria auf
Island ist leider eine betráchtliche und scheint im
stetigen Wachsen begrifl'en zu sein. Bjarni Sæmundsson
giebt an, sie lángs der ganzen West-und Súdkúste
zwischen Isafjord und Berufjord vorgefunden zu haben;
besonders in Reykjavík scheint sie in grossen Mengen
vorlianden zu sein. Das Tier selbst hat man aller-
dings an der Sudkúste (östlich des Reykjanes) noch
nicht gefunden, wohl aber glaubt man seine verher-
ende Wirkung sowohl an den Vestmannainseln wie
auch in Djupavog (Berufjord) konstatieren zu können.
Doch scheint sie an den beiden lelzgenannten Handels-
plátzen nur in geringem Masse vorhanden zu sein.
Dasselbe diirfte wohl in Vopnafjord (Nordost-Island)
der Fall sein, wo ich im vorletzten Sommer ein Slúck
eines Pfahles von einer Landungsbrúcke vollslándig
durchgeíressen vorfand. Es schien mir, als wenn der-
selbe vor seiner Verwendung in der Brúcke, wo er
angeblich mindestens 6 Jahre (wahrscheinlich viel
lánger) gestanden hatte, nicht angegriflen gewesen sei.
Náhere Aufklárungen fiir diesen Fall konnte ich nicht
erhalten und weitere Angriffe an der Briicke waren
nicht zu linden. In dem dicht unter dem Polarkreis
gelegenen Handelsplátzchen Raufarhöfn hat der Pfal-
krebs sich in voller Wirksamkeit gezeigt, ebenfalls
in Fáskrúðsfjord (Ost-Island). An der Hrísey in Eyja-
fjord hat man auch in den letzten Jahren seine Spur
gefunden.
Das Vorkommen des Pfalilkrebses in Island ist,
soweit bekannt, in der Litteratur zum ersten Male von
B. S. im Jahre 1903 erwáhnt. Zweifellos existiert der
Pfahlkrebs jedoch sehr lange in Island. Dass Eggert
Ólafsson ihn in seinen Berichten iiber Islands Fauna
1772 nieht erwáhnt, ist ganz einfach darauf zurúck-
zufúhren, dass man zu der Zeit das Tier úberhaupt
nicht kannte; es wurde zuerst von dem dánischen
Zoologen Ratke, der es in Norwegen vorgefunden
hatte, im Jahre 1797 beschrieben und erhielt erst
im Jahre 1811 durch den Englánder Leach einen
Namen. Die spáteren Verfasser scheinen sich auf
Eggert Ólafsson zu berufen. Allerdings gab es zu
der Zeit fast keine feste Landungsbriicken auf Island,
sodass wenig Bedingung fiir sein Gedeihen vorhanden
war. Selbst auf Leutnants Ohlsens Karte von Reykjavik
von 1800 sind noch keine Brúcken angegeben. Bereits
in den Jahren 1830—40 hatten aber jedenfalls viele
Kaufláute die Böcke zu ihren Landungsbrúcken das
ganze Jahr iiber im Wasser stehend, wáhrend die
úbrigen Briickenteile im Winter weggenommen wurden.
Diese permanenten Böcke bildeten ein ausgezeichnetes
Wirkungsfeld fúr den Pfahlkrebs und, soweit ich
habe erfahren können, sind diese auch damals durch
den Pfahlkrebs angegriffen worden. Mit der zuneh-
menden Anzahl der permanenten Landungsbriicken
hat der Pfahlkrebs eine weitere Ausbreitung gefunden
und sich nach und nach lángs der ganzen Kiiste
verbreitet.
Die niedrige Meerestemperatur (im Mittel 4—6°
an der Siid- u. Westkúste, 3—4° an der Ost- und
Nordkiiste) ist keine absolute Hinderung fúr sein
Gedeihen, obgleicli seine Verbreitung an der Ost- und
Nordkúste langsamer vor sieh zu gehen scheint.
Wie der Pfahlkrebs an unsere Ivúste gekommen
ist, lásst sich mit Beslimmtheit nicht sagen. Sein
plölzliches Auftreten in Raufarhöfn und Hrísey, die