Íslenzk tunga - 01.01.1961, Blaðsíða 44
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ULRICH GRONKI
Wir wenden uns zunáchst der auflösbaren Variante mannskratti
zu, die die Mehrzahl der Zusammensetzungen unseres Typus vertritt,
und die wir nun jedenfalls gegen das appositionelle oder reziproke
Kompositum vom Typus bóndamaður, sveinbarn abgrenzen miissen.
Professor Stefán Einarsson bringt denn auch das Verháltnis von
sveinbarn zu mannskratti zur Sprache und fiihrt eine Anzahl appo-
sitioneller oder reziproker Zusammensetzungen aus mehreren germa-
nischen Sprachen an, die seinem Typus „nearest in form“ stehen.8
Obwohl er nicht direkt sagt, weshalb er die beiden Typen — m. E.
ganz richtig — nicht in einen Topf werfen will, noch wie er sie
gegeneinander abgrenzt, zeigt sein Exkurs ins Altindische doch, was
er im Sinne hat. Ich gebe hier noch einmal die von Stefán Einarsson
zitierte Stelle aus Wackernagels Altindischer Grammatik wieder:!i
„Klassisch háufig sind Komposita, in denen das Vorderglied die
eigentliche, das Hinterglied eine bildliche Bezeichnung des auszu-
driickenden Begriffes gibt (...) z. B. purusha-vyöghra- „ein Mann
wie ein Tiger“.“
Beim Typus mannskralti haben wir also eine Zusammensetzung
aus einer realen und einer bildlichen Bezeichnung vor uns, wáhrend
das si;ein.bar»-Kompositum aus zwei realen Bezeichnungen zusam-
mengesetzt ist. Wie mir Professor Stefán Einarsson miindlich mit-
geteilt hat, will er nicht so verstanden sein, als halte er das mann-
j/craMí-Kompositum fiir eine Spielart des sveinbarn-Typus. Er hált
daran fest, dass beim Typus mannskratti das Erstglied das Grund-
wort, das Zweitglied das Bestimmungswort sei, dass die beiden Glie-
8 „Compounds,“ 49. — Gemeint ist wohl die innere Form, denn áusserlich he-
steht ohnehin kein Unterschied zwischen den beiden Typen.
0 II, 1, S. 252, §100e. — An gleicher Stelle (S. 251, §100b) erwáhnt Wacker-
nagel Zusammensetzungen, „wo an die Bezeichnung jemandes ein Schimpf-
oder Spottname angehángt ist (...) z. B. vaiyákarana-khasúci- „ein gedanken-
loser Grammatiker" (wörtlich: „ein Luftzeiger von G.“).“ Es folgen weitere
Beispiele anzuhángender Schimpfwörter. S. 252. §100f bringt auch Ausdriicke
des Lobes als Hinterglieder. Schliesslich (S. 253) werden genannt „bhikshuka-
„Bettler" vrka- „Wolf“__ die_an eine Personenbez. vorn oder hinten ange-
fiigt werden können."