Íslenzk tunga - 01.01.1961, Blaðsíða 49
ZUM KOMPOSITIONSTYPUS MANNSKRATTI
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fiihre das einmal am deutschen Mordsweib, Teufelsiveib, Weibsteufel
vor:
Mordsweib — Verstárkung. Erstglied Kraftvvort. (Ausdruck der
Bewunderung.)
Teufelsweib — Vergleich. Ein Weib wie der Teufel — in einer
oder mehreren seiner Eigenschaften, etwa Mut, Kraft, Schlauheit,
Verfiihrungskunst. (Uberzeugender ist vielleicht das Beispiel Dra-
gonerweib.)
Weibsteufel — Typus mannskratti. Ein Teufel von einem Weib.
ein Teufel in Weibsgestalt, ein wahrer Teufel — etwa grausame Ver-
brecherin, KZ-Aufseherin, Amazone, Kannibalin, mit einiger Uber-
treibung Ehedrache, uberstrenge Lehrerin.
Bei der Betrachtung der mannskratti-Zusammensetzungen stossen
wir auch auf die bekannte Erscheinung real-metaphorischer Dub-
letten. So kann etwa tíkarhrœ das Aas, den Kadaver eines Hundes
bedeuten oder aber, zu unserem Typus gehörig, ein affektischer Aus-
druck fiir den lebenden Hund sein. (Vgl. Hundeaas.) Gehen wir
wieder vom rein Begrifflichen aus, so ist das eine ein Aas, ein Kada-
ver, das andere ein Hund. Dass ich mich dieser Betrachtungsweise
nicht anschliessen mag, habe ich bereits dargelegt. Hrœ hat nun ein-
mal auch als Simplex zwei Bedeutungen, zwei Funktionen, zwei ver-
schiedene Affektwerte und ist m. E. in beiden Komposita das Grund-
wort.
Vom Standpunkt der gegenwártigen Sprachsituation aus ist es
wohl auch nicht so, dass das reale Kompositum als Affektausdruck
auf den lebenden Hund bezogen wird. Indessen ist es möglich, dass
Modellfálle der mannskratti-Komposita so entslanden sein mögen.
Vgl. Typus Löwenmaul.
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Wie verhált es sich nun mit der unauflösbaren Spielart móður-
rnynd, karlkorn? Hier sind die Einzelglieder gánzlich zu einer Be-
deutungseinheit verschmolzen, das Kompositum ist seinen Wortbe-
standteilen gegeniiber völlig selbstándig und hat einen Affektgehalt.