Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2005, Blaðsíða 366
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Jens Eike Schnall
Es handelt sich bei diesem Text um ein wortliches Zitat der die dies
Aegyptiaci betreffenden Passage aus dem Computus des Johannes de
Sacrobosco, doch wird die Quelle nicht genannt.39
klopadische Einschub reicht bis Bl. 203r2 (der Rest des Blattes ist leer, auf Bl. 203v folgt
wieder theologisches Material). -
“Die kranken, schlechten und ågyptischen Tage
In jedwedem Monat gibt es zwei Tage, welche man die kranken, schlechten und agypti-
schen Tage nennt. Die kranken (nennt man so) von ihrer Wirkung her; der Meinung einiger
zufolge namlich wiirde, wer an diesen Tagen erkrankte, kaum oder niemals mit dem
Leben davonkommen. Die schlechten (nennt man so), da es von Ubel ist, irgendein Werk
an diesen Tagen zu beginnen wegen ihrer unheilbringenden (Planeten-)Konstellationen.
Die ågyptischen (nennt man so), da sie von den Ågyptem entdeckt worden waren, nam-
lich wegen der zehn bekannten Plagen, welche in diesen Verslein zusammengefaBt wer-
den:
Blut, Frosch, Stechmiicke, Fliegen, sterbendes Vieh, Geschwiir,
Hagel, Heuschrecken, Finstemis, Tod, der die Erstgeborenen totet.
Gewisse Leute pflegten namlich an diesen Tagen dem Pluto Menschenblut zu opfern,
weshalb es jedem verboten ist, sich an diesen Tagen zur Ader zu lassen, damit es nicht
scheine, als opferte man einem Damonen. Die Beachtung dieser Tage verbot freilich Au-
gustinus, welcher sagte: ‘Richtet Euch nicht nach den Kalenden der Monate und den
Ågyptischen Tagen’, aber da sie vom Volk gefiirchtet werden, wisse man, um sie zu be-
hal ten, folgende vier Verse:
Armis gumfe, dei kalatos, adamare dabatur,
Lixa memor, conflans gelidos, linfantia quasdam.
Omine limen, Aron bagis, concordia laudat,
Chijæ linkat, ei coequarta, gearcha lifardus.
Die jeweils einzelnen Wortpaare dieser Verse gehoren zu den einzelnen Monaten, ange-
fangen mit dem Januar. Wenn du also den ersten ågyptischen Tag eines beliebigen
Monates haben mochtest, sind so viele Tage zu zahlen, vom Anfang jenes Monates hin-
absteigend (im vertikal angelegten Kalender, d.Vf.), als wievielter der Anfangsbuchstabe
des (jeweils) ersten Wortes im Alphabet steht, und wo dieses Abzahlen endet, dort ist der
agyptische Tag. Und als wievielter Buchstabe der (erste) Buchstabe der zweiten Silbe
dieses Wortes im Alphabet steht, die ebensovielte ist die gefiirchtete Stunde jenes Tages.
Um indes den zweiten ågyptischen Tag desselben Monates zu ermitteln, sind so viele
Tage vom Ende des Monats her aufsteigend (im vertikal angelegten Kalender, d.Vf.)
abzuzahlen, als wievielter der Anfangsbuchstabe des (jeweils) zweiten Wortes im Alpha-
bet steht, und als wievielter der erste Buchstabe der zweiten Silbe ebendieses Wortes im
Alphabet steht, die ebensovielte ist die gefiirchtete Stunde des Tages. Dies aber sei vor-
ausgeschickt, daB h nicht als Buchstabe mitgezahlt wird.”
Die Tradition dieses Sacrobosco-Textes setzt sich im iibrigen ungebrochen auch in
volkssprachlichen Sammelhandschriften und Drucken fort, z.B. findet er sich in deut-
scher Ubersetzung in der Mainauer Naturlehre (s.u.) und in englischer Ubersetzung bei
einem Schiiler Tycho Brahes wieder, in Arthur Hopton: A Concordancie ofYeares (1612),
Kap. “Of the infortunate and fatall dayes of the yeare”, s. Elworthy 1895, S. 408 f.
39 Die wenigen Unterschiede beschranken sich im wesentlichen auf eine zitatbedingte Ån-
derung der Wortstellung zu Beginn des Textes und ein fehlendes Wort (litera secunda syl-
lahæ eiusdem dictionis statt, wie es heiBen muB, prima litera secundæ syllabæ eiusdem
dictionis).