Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Blaðsíða 33
wesen, war jetzt wieder das denkbar beste. Auch iiber dem Hochgletscher im
Norden des Svínafellsjökull sah es gut aus. Der Aufstieg wurde daher auf den
ubernachsten Tag festgesetzt. Der Beginn der langersehnten und vorbereiteten
Eeise war damit gekommen.
Am 29. Februar dieses Jahres hatte ich meine dritte Islandreise angetreten,
mit dem Ziele, glaziologische und morphologische Arbeiten am und auf dem Vat-
najökull, dem Inlandeis Islands, vorzunehmen. Um zum Nordrande in die Mo-
ranen und zu den Kverkfjöll zu gelangen, plante ich, von dem bewohnten Kiisten-
saum des Sudens mit Ski und Schlitten das Eis zu uberqueren. Der Rúckweg
sollte ebenfalls tiber das Gletschermassiv erfolgen. Als in den ersten Márztagen,
wáhrend wir Islands Kúste zusteuerten, das gewaltige Haupt des Oeraefajökull
leuchtendweiB und wolkenlos aus blauem Meere emporwuchs, und wir dann stun-
denlang lángs der weiBen Schneefelder des Vatnajökull, die in unbertihrter eisiger
Pracht unter der kúhlen Márzsonne erglánzten, dahinfulrren, da packte es mich
wieder. Die tíberquerung m u B t e durchgefúhrt werden.
In Reykjavik hatte ich, neben den umfangreichen Vorbereitungen, der Zusam-
menstellung und dem Einkauf des Proviants usw., einen geeigneten Begleiter ge-
sucht und ihn in Dr. phil. Max Keil, dem jungen Lektor fúr deutsche Sprache an
der islándischen Universitát, gefunden. Um den Súdrand des Gletschergebiets
kennenzulernen und gleichzeitig einen geeigneten Aufstiegspunkt zu erkunden,
war ich bereits Anfang Mai mit dem Kústendampfer voraus nach Hornafjördur
an der Súdostecke des Landes gefahren und hatte dann von dort nach Westen hin
den Kústensaum und Gletscherrand bis nach Skaptárfell í Öraefum östlich des gro-
Ben Skeidarárjökull und zurúck bereist. Als Ausgangspunkt ftir unsere Reise
schien mir Hoffell, der áuBerste Hof an der Súdost-Ecke, 20 km nördlich des Ha-
fenplatzes Höfn, des kúrzesten Anmarsches wegen am geeignetsten. Obendrein er-
wiesen sich der Bauer Gudmundur J. Hoffell, den ich bereits auf dem Schiffe ken-
nengelernt hatte, sowie die Bewohner des Hofes úberhaupt als ganz vortreffliche
Leute, die regen Anteil an der Ausrústung und Fahrt nahmen.
Nun sollte es also losgehen! Der folgende Tag (16. Juni), und der Vormittag des
náchsten vergingen mit den letzten Vorbereitungen und dem Packen unseres ftir
30 Tage vorgesehenen Proviants und der Gletscherausrústung. Der vom Bauern
und hauptsáchlich seinem Sohne aus máchtiger deutscher Eschenbohle nach mei-
nen Angaben „geschmiedete“ Skischlitten von ungefáhr 220 cm Lánge und 60 cm
Breite war wunschgemáB ausgefallen. Ein Segelversuch auf dem Tún bei starkem
Wind lieB ebenso auf seine Brauchbarkeit als Segelschlitten hoffen. Das Rad mit
Schneeschaber, ein Vorderrad aus einem Fahrrad, das uns als Hodometer dienen
sollte, war bereits probeweise hinten an dem Schlitten angebracht. Es fehlte nur
noch das Einsetzen des Kilometerzáhlers. Nahezu der ganze Hof war an unseren
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