Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Blaðsíða 50
expedition erfakrenen Eispraktiker Jón Jónsson und Gr. Gíslason zur Yerfiigung
stellten. Diese Expedition brach am 9. Mai auf schnellstem Wege von Keykjavík
auf, — gleichen Tages aber wurden von Kálf af ell 3 Mánner mit reichlichen Lebens-
mitteln versehen auf das Eis geschickt. Diese Bauern stiefien an der Firngrenze
auf die heimkehrende Nielsengruppe imd geleiteten sie wohlbehalten zum Aus-
gangspunkt Kálfafell zuriick. So nahm diese Expedition, die leicht einen tragi-
schen Ausgang hátte nehmen können, dexmoch ein gluckliches Ende. Aus den
Berichten geht hervor, daB keine unmittelbare Lebensmittelnot zu úberwinden
war, da Nielsen gleich von Anfang an in der richtigen Erkenntnis der zu úber-
windenden Schwierigkeiten die Lebensmittel aufs áuBerste rationiert hatte. Am
Ausbruchskrater verbrachten die Forscher 5 Tage mit ihren Arbeiten, úber deren
Ergebnisse sie Zufriedenheit áuBerten. Die Yerzögerung ist in erster Linie mit auf
ftir den Vatnajökull so bezeichnende TJnwetter, Schneefálle und Bhndstúrme zu-
rúckzufúhren. Am Gnýpa-Lager hatte man der Aschendeckung wegen die Skier
zurtickgelassen. DerRúckmarsch vomKrater dorthin muBte durch niedergehende
Neuschneemassen von l1/^ m Dicke erkámpft werden. Fúr diese 30 km lange
Strecke benötigte man 3 volle Tagesreisen.
Ins einzelne gehende wissenschaftliche Ergebnisse sind noch nicht bekannt.
Doch wird der Vulkanherd als7X5kmgroBes Einsturzbeckenmit 2tátigen
Kratern bezeichnet und mit der Askja, Islands gröBtem Vulkankrater, ver-
glichen.
Zur innenpolitisclien Lage auf Island
Von Sverrir þorbjörnsson
Wenn hier etwas úber die politische Lage auf Island gesagt wird, so unter der
Voraussetzung einer gewissen Kenntnis islándischer Verháltnisse, ohne die die
politischen Zusammenhánge nicht zu verstehen sind. Volk und Land, die Grund-
lagen aller Politik, sind auf Island von besonderer Art, und so steht auch die is-
lándische Politik vor ganz besonderen Aufgaben. Das politische Leben auf Island
steht dazu dauernd vor der Notwendigkeit, sich mit den Ideen des Auslandes, die
vielfach nach Island eindringen, in der Weise auseinanderzusetzen, daB eine dem
Islándertum gemáBe Gestaltung dieser Ideen dabei herauskommt.
Wir haben z. Z. auf Island sechs politische Parteien, die aus drei álteren Par-
teien entstanden sind. Da die heutige Krise nicht nur eine wirtschaftliche, son-
dern auch eine politische ist, haben sich die alten Parteien zum Teil zersplittert
und neu orientiert.
Die Selbstándigkeitspartei (Sjálfstædisflokkurinn), die gröBte Partei, hatsich
bis jetzt am stárksten gezeigt. Aus ihr hervorgegangen ist die júngstepolitische
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