Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Blaðsíða 48
rung von Dr. Niels Nielsen stehenden Expedition trotz lángeren Ausbleibens
nicht eingetreten. Wie die jetzt vorliegenden islándischen Zeitungen berichten,
sind die Expeditionsteilnehmer nach áuBerst hartem Kampf gegen Schneesturm-
unwetter und andere Unbilden mit ötágiger Verspátung wohlbehalten auf dem
Ausgangshof Kálfafell am Siidrande eingetroffen.
Zunáchst mufi jedoch in zeitlicher Folge iiber die Vorgánge berichtet werden.
Noch bevor die dánischen Geologen Dr. Nielsen und Kjeld Milthers Island er-
reicht hatten, war in Reykjavík eine islándische Expedition ausgeriistet. Der
Geologe J. Askelsson und der Maler und Bergsteiger G. Einarsson erreichten mit
zwei weiteren Teilnehmern bereits am 10. April das westlich des Skeidarárjökull
gelegene Gehöft Núpstadur, von dem sie am folgenden Tage den Aufstieg auf das
Eis begannen. Der Gepácktransport im Randgebirge wurde mit 5 Pferden und
Hilfe von 3 Bauern der benachbarten Höfe bewerkstelligt. Am Abend erreichte
man nach 9stiindigem Marsche die Firngrenze und schlug dortim GrundeDjúp-
árbotn im Siidwesten von der Eiskuppe Hágöngur das Hauptlager auf. Dann
wurde am 12. 4. mit 6 Mann die Schlittenreise auf das Eis angetreten. Zunáchst
hoffte man in gerader Linie auf die weiBgraue Eruptionssáule im Nordwesten zu-
halten zu können. Es stellte sich aber sehr bald heraus, daB dort das Eis infolge
neu aufgeborstener, gewaltiger Spalten gánzlich unpassierbar war, so daB es not-
wendig wurde, einen groBen Bogen nach Norden zu machen. Die Schlittenfahrt
(Handschlitten, der von den Forschern selbst gezogen werden muBte) ging bei
beiBender Kálte infolge der durch den Aschenregen hervorgerufenen Aschenbe-
deckung des Eises nur sehr schwer weiter. Bei Hágöngur wurden 2 Leute zuriick-
geschickt. Mit der Annáherung an den Ausbruchsort verschlechterte sich die
Fahrt durch die Zunahme der niedergegangenen Aschen- und Bimssteinschicht
zusehends, so daB am 13. ein Vorwártskommen mit dem Schlitten unmöglich
wurde. Daraufhin lieB man das ganze Gepáck zuruck, nachdem man zur Wieder-
auffindung eine Querlinie durch Ski und Stangen markiert hatte, imd drang ge-
gen Nachmittag zu FuB in die Náhe des tátigen Kraters vor. Aus dem Krater
stieg unter fortdauerndem Donnergetöse eine wohl 500 m hohe weiBgraueDampf-
sáule in die Luft, úber der eine dunkle Aschenwolkendecke sich ausbreitete. Die
ganze Umgebung des Höllenschlunds war von gewaltigen Sprúngen und Spalten
wie umgekrempelt. Der Westrand des Kraters verlief in Nordrichtung, wáhrend
der Ostrand durch die dunklen undurchdringlichen Rauchwolken nicht zu sehen
war. Hauptsáchlich von drei Stellen brachen die Schwefeldámpfe hervor. Manns-
kopfgroBe Bomben und Bimssteinstúcke waren weithin geschleudert. Die Aschen-
und Bimssteindecke erreichte eine Máchtigkeit von 2 m. Vor einem aufkommen-
den Oststurm mit schwarzem Aschenregen und unertráglichem Schwefelgeruch
muBten die Islánder schnellstens den Rúckzug antreten. Nach einem áuBersten
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