Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Qupperneq 2
Weichen Weglochs Tiicke
warnt mit Todesfeuchte.
Links vom Wege wimmern
Wasser unterm Eise
Klamm und Kluft umschimmern
kalt von rechts die Schneise.
Dumpfen Echos tönt es
talwarts ihm entgegen.
Drohend vom Eise dröhnt es:
Todgeweihter Degen!
Mit dem Licht, das versinkt, wird’s schwarz rings und
mit dem Tag bleicht der Wange Frische.
Da erwacht dann gar manches im Herzen und loht
und man wiinscht nur, daB bald es erlische.
Dich Reiter, dich trágt kein Pferd aus der Not,
so sehr es auch vorwárts dich dránget.
Du entrinnst nicht dem unheimlich folgenden Trott,
der an deine Fersen sich hánget.
Manch náchtliches Wachen, manch grausige Stund’,
geboren aus Furcht und Zagen,
sich nahender Rache entsetzliche Kund’
voll siihneheischendem Klagen —
sie öffnen das Aug’ jetzt und sehen dich an
mit kalten Blicken und starren,
in einem Gewand voll Trauer und Gram,
mit vorwurfsvollem Gebaren.
Des Halbmondes fahler, unheimlicher Strahl
enthiillt nun die náchtige BlöBe
und wirft seines Schattens verfolgende Qual
auf den Boden in RiesengröBe.
Die Hexe des Todes ist nah dir und wáchst,
wird groB, du kannst nicht entrinnen!
Der Schatz des Vergessens wird dem zuletzt,
der mit Sehnsucht ihn sucht zu gewinnen!