Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Qupperneq 18
daíi die ursprúngliche Bevölkerung Islands keineswegs von rassisch
einheitlichem Charakter gewesen sein kann. Die gegensatzlichsten Merk-
male treten hier auf: dunkles und helles Haar, helle und dunkle Hautfarbe,
schlichtes und gekrauseltes Haar, schwarze und blaue Augen, hoher und nie-
derer Wuchs usw.
Nach den am haufigsten vorkommenden Merkmalen, namlich KörpergröBe,
Haar- und Hautfarbe können wir drei Hauptgruppen von Menschen unter-
scheiden.
Zur ersten Gruppe gehören Personen mit heller Haar- und Hautfarbe und
groBem Körperwuchs. Andere Merkmale, die Personen dieser Gruppe haufig zu-
gelegt werden, sind folgende: breite Schultern, schmale Huften, reiches und
schlichtes Haar, blaue oder helle Augen, scharfer Augenausdruck, schmales und
langes Gesicht und gerade Nase.
Zur zweiten Gruppe gehören Personen mit dunkler Haar- und Hautfarbe.
Diese sind ebenfalls von groBem Körperwuchs.
Zur dritten Gruppe gehören Personen von dunkler Haar- und Hautfarbe,
aber von kleinem oder mittelgroBem Körperwuchs. Sie werden haufig mit fol-
genden Worten náher beschrieben: sehr lebhaft; klein, dunkles Haar und dunkle
Haut; gekrauseltes Haar; von kleiner Gestalt, doch wohlgebildet; sehr klein,
úberaus flink; fein und höfisch.
Man wird wohl in der Annahme nicht fehlgehen, daB es sich bei diesen drei
GruppenumdiefolgendendreiRassenhandelt: dienordische,diedinarische
und die westische Rasse.
Wir mússen uns jetzt die Frage vorlegen, von woher diese drei Rassen nach
Island gekommen sind. Um darúber AufschluB zu bekommen, ist es nötig, zu dem
islándischen Besiedlungsbuch (,,Landnámabók“) zu greifen, welches die erste
Besiedlung Islands (von 874—930) behandelt und ein umfassendes Verzeichnis
der wichtigsten Ansiedler enthált. Wir erfahren hier, woher sie kamen und wo sie
sich auf Island niederlieBen, warum sie ihr Vaterland verlieBen, welches ihre
Vorfahren und Nachkommen waren u. a. m.
Der islándische Anthropologe, Prof. Gudmundur Hannesson hat in seiner in
deutscher Sprache erschienenen Arbeit úber die „KörpermaBe und Körperpro-
portionen der Islánder"1 ein Verzeichnis aller nach Island eingewanderten Per-
sonen, Mánner, Frauen und Kinder, von denen im Besiedlungsbuch berichtet
wird, angefertigt. Nach seinen Angaben enthált das Besiedlungsbuch mehr oder
weniger sichere Berichte úber etwa 1000 Einwanderer. Diese verteilen sich in-
bezug auf die Heimat wie folgt. Es kamen von:
1 Beilage zum: „Árbók Háskóla íslands“. Reykjavík 192ö,
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