Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Blaðsíða 24

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Sigvat die formale Áhnlichkcit der einzelnen Strophen voraus. Die erste von ihnen mag eine vom Augenblick eingegebene Improvisation sein: die andern sind dann aber deutlich im Gefolge dieser ersten entstanden. Samtlich sind sie antithetisch gebaut, sie stellen dem Augenblickserlebnisse, Frost, Kampf, See- fahrt, den Gedanken an Steingerd und ihren Mann entgegen. Als besonderer Kunstgriff mag die Umstellung von Y. 38 an angesehen werden: V. 34—37 haben die Folge von Situation und Gegensatz, V. 38 u. 39 die von Gegensatz und Situation,z. B. Y. 34: ,,Reif ist auf demZelte, die Berge sind schneebedeckt. / Ich wollte, der Kerl, welcher jetzt bei Steingerd ist, hatte es nicht besser“; V. 39. „Der Feigling hat davon wenig Ahnung: / wie uns die Wellen uber den Kopf brechen.“ Alle Strophen dieser Gruppe halten die Fiktion der Gegenwart strenge fest, in den Situationsschilderungen stehen alle Verben im Prásens, V. 34—36 ent- halten uberdies die Anrede an Skardi. Was die metrische Form angeht, so fehlt in V. 34 u. 39 je ein Halbreim. Sonst kann man sie eher als ,,úberkorrekt“ be- zeichnen: Funfmal stehen in ungerader Halbzeile Vollreime an Stelle von Halb- reimen, einmal reimen sogar drei Silben (V. 39, 5: „hvé eldfaldin alda“). Die Strophe42 („Schwerer Berg soll schwimmen..“) ist das schönste Beispiel fúr paradoxe Erlebnisform und kadenzierenden Aufbau bei Kormak. Die eben besprochene Strophengruppe ist das schönste Beispiel fúr szenische Vergegen- wártigung des Augenblickes und antithetischen Aufbau. 5. FÚNF GRIMME NÁCHTE, V. 40 u. 41. Hier handelt es sich nur gleich- sam um eine lose Strophe, die sich tiber vier anstatt zwei Helminggesátze hin- zieht. Beide Strophen setzen gleich ein, nur sind sie im Tempusgebrauche ver- schieden, díe erste vergegenwártigt („wir ruhen“), die zweite berichtet („wir schliefen“). Vielleicht sind die beiden Strophen umzustellen; dann wáre der Ge- dankengang: Bericht (V. 41), Vergegenwártigung und Folgerung (V. 40). 6. VÖLVASTROPHEN, V. 47 u. 48. Der Bau von Situation und urteilender Folgerung, den wir sonst an dem Verhaltnis der beiden Strophenhálften wahr- nehmen können, ist hier ausgeweitet und auf zwei volle Strophen tibertragen, die erste berichtet lebhaft und launisch die Gánseblutgeschichte, die zweite be- urteilt die Folgen, das Unheil, das die „heisere Hexe“ anrichtet. Ihre Form ist schwankend, es fehlt ein Halbreim und ein Vollreim ist nicht ganz in Ordnung, andrerseits sind zwei Halbreime durch Vollreim ersetzt. 6. LETZTE BOTSCHAFT, V. 61—64. In diesem Gedichte stehen sich Grup- pen von je zwei Strophen gegentiber. Jede Gruppe setzt ein mit der Antithese („ nicht war es, wie wenn...; nicht war dein Mann bei mir...“) jede schliefit mit der Klage tiber denBett-Tod. Die erste Strophe spricht von Steingerd noch in der dritten Person, die náchste wendet sich zur Anrede, in der dritten redet der Dich- ter sie unmittelbar mit „du“ an, die vierte zieht sich wieder in den Bericht mit 60
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