Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1943, Blaðsíða 108
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LE NORD
Landern wurden áhnliche Massnahmen durchgefiihrt. Der Zweck
war íiberall der gleiche: die Preise der landwirtschaftlichen Er-
zeugnisse, die sich wegen der grossen Anzahl der Landwirte nicht
durch einen leistungsfáhigen Verband beherrschen liessen, zu er-
höhen.
Es niitzt jedoch nichts, die freien Preise zu erhöhen, wenn
die gebundenen Preise entsprechend steigen. Deshalb ergab sich
als natiirliche Folge eine gewisse Kontrolle der Preise, die von
Verbánden durch Preisvereinbarungen u. á. beherrscht werden.
In Dánemark kam dies durch die Errichtung des etwa zwei Jahre
vor dem Kriege eingesetzten Preiskontrollrates zum Ausdruck.
Der Arbeitslohn war von dieser Kontrolle der gebundenen Preise
ausgenommen, aber bei verschiedenen Gelegenheiten griff der
Staat auch auf diesem Gebiete ein.
Die Tendenzen, die auf diese Weise die Entwickelung der
letzten Jahrzehnte geprágt haben, werden höchstwahrscheinlich
auch nach dem Kriege fortdauern. Das wirtschaftliche Leben
wird immer mehr und mehr organisiert, und deshalb wird die
Spannung zwischen den freien und den gebundenen Preisen wie-
derkehren, wenn man alles sich selbst iiberlásst. Hier liegt in Wirk-
lichkeit der springende Punkt. Man hat nicht die Wahl zwischen
einer regulierten und einer freien Wirtschaft, sondern nur zwi-
schen einer Gesellschaft, in der das wirtschaftliche Leben in einer
Reihe wesentlicher Punkte vom Staate geregelt wird, und einer
Gesellschaft, in der die Preise und die Produktion in steigendem
Masse von privaten Organisationen in deren eigenem Interesse
bestimmt werden. Es kann kaum ein Zweifel dariiber bestehen,
dass die erste dieser Möglichkeiten der anderen vorzuziehen ist.
Verbánde und Organisationen sind an sich selbst weder etwas
Böses noch etwas Gutes. Sie sind lediglich Werkzeuge, die ge-
bildet werden, wenn man sie braucht, und ihre gewaltige Ent-
wickelung in der Neuzeit ist als ein Ausfluss starker Kráfte
zu betrachten, deren Existenzberechtigung man anerkennen muss.
Deshalb soll man sie nicht auszurotten versuchen — was iibrigens
verlorene Miihe wáre — sondern aufmerksam darauf achten, dass
sie nicht zu stark werden. Andernfalls kann die Freiheit zahl-
reicher Burger gefáhrdet werden.
Letzten Endes ist das Problem der individuellen Freiheit das
iiberragende. Wie ist es in Wirklichkeit um die menschliche Frei-
heit in einer von Organisationen, Verbánden, Gewerkschaften
usw. beherrschten Gesellschaft bestellt?