Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Side 3

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Side 3
lichston geworden sein. Wo Stadt, Maschine und Industrie fiir die Lebenshaltung die gröBten Erleichterungen und umstiirzendsten Entwicklungen gebracht ha- ben, ist die Gefahr der kulturellen Verflachung und geistigen Zersetzung ent- sprechend groB. DaB die Islánder alle Wege der inneren Zerriittung und Unsicher- heit mit den anderen Völkern Europas mitgegangen sind, davon zeugt neben manchem anderen der Weg des Kiinstlers Halldór Kiljan Laxness, von dem in diesem Hefte die Rede ist. Das alles kann nicht das sein, was der Deutsche heute aus seinem Erlebnis des Volkstums, des Blutes, der Gemeinschaft und der Rang- ordnung nach dem Mafie der schöpferischen Leistung im germanischen Norden sucht. Er sucht die ewigen Gehalte des Nordens, auch hier weniger geleitet von geschichtlichem Wissen als von der untriiglichen Witterung eines schöpferischen Umbruches. Er spiirt diese ewigen Gehalte durch alle Verkrampfungen und Ver- deckungen der Zivilisation hindurch und empfindet den Norden als ein uraltes Hinterland und Quellgebiet seiner eigenen geistigen Erneuerung, durch die er deutlicher als vorher sich abhebt von dem fremden Blut im Osten und Siiden und Westen. Deutschland vollzieht in sich erst heute, was fiir die nordischen Völker vielfach der tiefste Inhalt schon des vergangenen Jahrhunderts gewesen ist: jene Erneue- rung aus den Kráften des Volkstums, die in Sprache, Sitte, Volksgefiihl und na- tionalem BewuBtsein vor allem Dánemark, Norwegen und Island in einem MaBe ausgeriistet hat fiir die geistigen Kámpfe des 20. Jahrhunderts, wie es diesen Völ- kern vielfach selbst kaum bewuBt zu sein scheint, wie wir es aber immer nur mit Neid empf unden haben. Ist Deutschland hierin dem Norden gegeniiber Nacliziigler gewesen, so ist es heute Vorkámpfer darin, diese tragenden Werte nicht nur als selbstverstándliches Besitztum zu genieBen, sondern aus ihnen als höchsten menschlichen Werten das gesamte geistige und soziale Leben desVolkes zu ge- stalten. Wir glauben, dafi nach dem Zusammenbruch aller Systeme und Theorien diese natiirliche und gottgewollte Macht der völkischen Wertordnung allein die scbweren inneren und áuBeren Nöte unserer Epoche zu bannen vermag. Die neue Wertordnung der Deutschen aber ist in ihrem Inhalt wesentlich bestimmt durch germanisches Erbgut, das sich im Norden in vieler Hinsicht klarer entfaltet und reiner erhalten hat als in Deutschland selbst. Es sollte dabei leichter verstánd- lich sein, als dies bei vielen der Fall zu sein scheint, daB eine aus den Quellen ger- manischen Lebensgefiihles sich entwickelnde Lebensgestaltung in der Zeit der Massen und der Technik andere Formen herausbildet als zur Zeit des Faust- rechts und einer ausschlieBlich báuerlichen Kultur. Wo das alles noch nicht auf beiden Seiten gesehen wird, wo die neue Gemein- samkeit erst in der Tiefe sich vorbereitet und noch nicht im hellen Licht des Be- wuBtseins und des Formwillens wirkt, da wirkt doch schon das, was vor und unter 1» 3

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