Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Qupperneq 32

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Qupperneq 32
verwandt worden. Auch sah ich iiberall Möbel oder Gerate, die von Fischdamp- fern stammten. Ebenso sah ich verschiedentlich verarbeitetes und unverarbeite- tes Treibholz. Treibholz, das der Golfstrom herbrachte, ist zuweilen deutlich an den Bohrlöchern des Schiffsbohrwurms, des Teredo, zu erkennen, der in dem kal- ten Wasser der Sudkuste von Island nicht heimisch ist. So ist z. B. der FuBboden der schönen alten grasbedeckten Kirche in Hof mit breiten Planken von Maha- goniholz belegt, die deutliche Spuren der Tatigkeit des Teredo zeigen. Wahrend ich in diesen Gedanken aufs Meer blicke, leuchtet noch einmal die Sonne tief im Westen aus den Wolken hervor. Leichter, feiner Sprúhregen fúllt die Luft, und es ist, als ob jedes Tröpfchen flimmert. Da steigt ganz dicht am Felsen aus dem grúnen Meere ein farbenprachtiger Regenbogen auf. Fast schlieBt sich sein Kreis. Um ihn herum und in ihn hinein schwingen und schweben zwei weiBgraue Möven. Dann und wann unterbricht ein lustiges Zwischenspiel das feierliche Bild: ein Schwarm schwarzer Papageientaucher mit roten Beinchen und groBen krummen, gelbroten Schnabeln schwirrt auf und setzt sich wieder auf den Felsen. Grúngolden leuchtet hinter mir das Gras in den flach auftreffenden Sonnenstrahlen. Es ist fast so, als ob die Wunder auf Ingólfshöfdi gar kein Ende nehmen wollten. Unbeschreiblich groBartig sind diese Bilder von Kampf, Zer- störung, wilder Leidenschaft, Ausgleich, Ruhe und feierlicher, erhabener Schön- heit. Wir mússen heim, ehe es auf dem Sander dunkel wird. Schnell reiten wir nach viel, viel zu kurzem Aufenthalt den gleichen Weg zurúck und freuen uns von oben noch an dem leuchtenden Abglanz des Abendrotes in den zahllosen Túmpeln und Wasserarmen auf dem Sander. Langsam verblassen und erlöschen die Farben. Fern und kalt blickt der Gletscher herab. Und als wir lautlos die regenfeuchte schwarze Dúne hinunterreiten, ist es, als ob man ins bodenlose Nichts versinke. Dann aber reiten wir úber den Sander in frischem, scharfem Tempo um die Wette mit der hereinbrechenden Nacht. Als es um 1/210 Uhr dunkel geworden, haben wir in der Halfte der úbhchen Zeit, in 3/4 Stunden, Fagurhólsmýri erreicht. Mit Ski und Schlitten iiber den Vatnajökull Yon Helmut Verleger Bericht úber zwei geographische Reisen úber den Vatnajökull und die Ersteigung des Snaefell im Juni-Juli 1932 Am Abend des 15. Juni 1923 traf mein Begleiter Dr. Max Keil, auf dem Land- wege von Reykjavik kommend, mit dem Postreiter auf dem Hof Hoffell im Hor- nafjördur ein. Das Wetter, das an den beiden vorhergehenden Tagen schlecht ge- 30
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