Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Qupperneq 34
Vorbereitungen beteiligt und verfolgte alles mit gröBtem Interesse. Mit regstem
Eifer wurde gearbeitet. Kein Augenblick durfte ungenutzt bleiben. Alles muBte
zusammengetragen und marscbfertig verpackt werden. Da durften weder wich-
tige Dinge fehlen noch das Gewicht zu groB werden. Weiterhin war noch eine An-
zahl Briefe zu schreiben. So blieb in den beiden letzten Nachten kaum Zeit zum
Schlafen.
Das Gewicht unseres Gepacks nahm zu und schien das geplante MaB weit zu
iiberschreiten. Es muBte soweit wie möglich verringert werden. Da konnten die
iiberfliissigen Knochen vom Hangikjöt weg. Den Hauptbestandteil unseres
Fleischbestandes bildeten 14 kg dieses islándischen Schafrauchfleisches, das auf
dem Lande erworben war. Der Bauer holte die Ságe und zerságte ein Stiick. Und
das war unser Gliick: innen wimmelte es voller Maden! Die von auBen gut aus-
sehenden Stiicke waren zum groBen Teil verdorben. Da ich bisher immer nur gu-
tes Rauchfleisch zu essen bekommen hatte, war ich beim Einkauf nicht argwöh-
nisch gewesen, hatte nur eins der Stiicke angeschnitten und nichts Verdáchtiges
gefunden. Immerhin waren wir sehr froh, diesen Reinfall, der recht unangenehm
fiir uns hátte auslaufen können, gliicklicherweise noch rechtzeitig entdeckt zu
haben. Der Bauer tauschte die schlechten Stiicke ein und gab uns dafiir gutes
speckiges Rauchfleisch. Zur Aufnahme fiir unser Gepáck dienten zwei gewöhn-
liche Holzkisten mit Deckeln, die zum Teil erst von mir zurechtgezimmert wor-
den waren. Die Kistenlánge betrug etwa 60 cm, und so paBten beide quergestellt
sehr gut auf den Schlitten. Dazu kam ein Bleclikoffer von betráchtlichem Raum-
inhalt, der leer 17 Pfund wog. In ihn packten wir zu unterst das Hartbrot -—
18 kg —• sehr sorgfáltig ein und, damit das Gewicht fiir den Aufstieg nicht zu
groB wurde, kamen zum Fiillen nur noch einige Jacken darauf.
Unsere ,,Polarausriistung“ war bis ins kleinstegenau durchdacht, nach Zweck-
máBigkeit und Gewicht gepriift und muBte nach menschlichem Ermessen aus-
reichend sein. Da fur manchen eine genauere Angabe unserer Ausrústung von
Interesse sein wird, will ich darum das Wichtigste hier anftihren: 1 Handski-
schlitten aus Esche mit Hodometer, 1 Zweimann-Schlafzelt (Schwarzhauptzelt)
mit Gummiboden, 2 Schaffell-Schlafsácke, Ski, Skistöclce, 1 Segel, 2,3 X 3 m,
1 Maststange, Eisaxt, Feldspaten, geologischer Hammer, 20 m Seil, Steigeisen,
Primuskocher, 2 starke Kanister mit 15 Litern Petroleum, Kochgeschirr, eine
kleine Apotheke, Schneebrillen, Fett gegen Sonnenbrand, Skiwachs, Lederfett,
Ziehgurte und Seile, Náhzeug, Nágel, Schntire und eine Zange. Als wissenschaft-
liches Rústzeug: die Islandkarte von Daniel Bruun, die Schwedenkarte des Vat-
najökull von Hakon Wadell, die vorhandenen Generalstabskarten vom Stidrande,
eine Diopterbussole, 2 Bezard-Peilkompasse, 1 Höhenbarometer, 4 Thermometer
(darunter ein Quecksilbermaximum und Alkoholminimum), 1 Routenbuch, acht-
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