Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Síða 35
faches Prismenglas, eine Leica mit 6 Spulen, 1 Yoigtlánder-Eollfilmkamera 6x9
Heliar kleines Format, Gelbscheibe, Ultraviolettfilter.
Bei unserer Kleidung wurde das gröBte Gewicht auf dicke Wollsachen gelegt.
Ich hatte Strumpfe, Unterhosen, Fausthandschuhe aus islándischer Wolle, ferner
Pullover, Schal, Kopfschoner, Leibbinde. Wir trugen Sportanziige, Skistiefel und
-miitze und fiir die Kálte dicke Jagdjoppen und gewaltige Schaffell-Fausthand-
schuhe, die fast bis zum Ellbogen reichten. Sodann das stets notwendige Regen-
zeug. Wáhrend mein Kamerad ganze Ölkleidung mitnahm, wáhlte ich Klepper-
mantel, Windhose und Siidwester.
Unsere Fellhandschuhe, das Entziicken der Islánder, hatten ihre besondere
Geschichte: sie waren ureigenstes Machwerk. Die Schlafsácke, die wir hatten
náhen lassen, bedurften ebenfalls einiger Verbesserxmgen, die unter Anleitung
und tatkráftiger Mitarbeit von Frl. Dr. Helga Reuschel von uns selbst vorgenom-
men wurden. Es sah damals wiist aus auf meinem „Bau“ in Reykjavik. Zwischen
Kisten und Kasten, Biichern, Landkarten und Fellen hockten, der eine im leder-
nen Klubsessel, der andere auf dem Divan, der dritte auf dem Boden, drei Dok-
toren aus Berlin, Hamburg und Dresden und náhten islándische Schaffelle. Am
Schlufi gab es dann Tee mit Butterbrot und echtem deutschen Pflaumenmus. Es
war eine innerdeutsche Angelegenheit.
Die Hauptbestandteile der Lebensmittel bildeten neben dem erwáhnten Hart-
brot und Hangikjöt etwas Dosenfleisch und Wurst, Butter, Schokolade, Hafer-
flocken, Pflaumen, Erbswurst, Zucker, Kakao, Tee. Dazu kamen Reis, Káse, Ro-
sinen, Feigen, Dörrgemiise und Hartfisch. Zum Schlufi diirfen zwei flache Fla-
schen mit „altem Tee“, iiber deren Herkunft strengstes Stillschweigen bewahrt
wird, nicht vergessen werden. Die Festlegung des Yerpflegungszettels war nach
kalorimetrischem Mafi fiir Schwerarbeit erfolgt.
Am Morgen des 17. Juni wurden die Pferde gesucht. Einige 20 drángten sich
in der Hiirde. Nun ging es ans Hufebeschlagen. Gegen Mittag war das Gepáck
marschfertig. Dann gab es als Mittagessen frische Schollen. Sieben Leute wollten
uns beim Aufstieg begleiten und tragen helfen. Die 200 kg schwere Last, wurde
zwei Pferden aufgepackt und mit zwei Mánnern, die mit langen Stangen bewaff-
net waren, mit der Weisung vorausgeschickt, mit den Packpferden soweit wie
möglich vorzudringen. Wir iibrigen konnten uns, da wir reitend den Weg schnel-
ler zuriicklegen wiirden, noch eine kleine Pause gönnen. Zuvor wurde noch, wie
stets iiblich, Kaffee getrunken und dann eine Abschiedsaufnahme mit grofi und
klein vor dem Wohnhaus gemacht. Die Leute waren fiir Islánder Art sehr bewegt.
Dann wurde aufgesessen und unter lebhaftem Winken ritt unser Zug, darunter
ein junges Mádchen namens Jóa, den Hofweg liinunter. Da ich zuvor den Höhen-
inesser einstellen, die Temperatur messen und die Abgangszeit aufschreiben
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