Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Page 61
che Gliedorung nach Höhenstufen, Oberflá-
chenformen, geologiachem Bau und Pflanzen-
welt. Als Höhenstufen werden von unten nach
oben unterschieden: Wiesenbusch- Stufe, Hei-
den-Felsen-Trift-Stufe, Felsstufe und Eisstu-
fe. Naeh Oberfláche und geologischem Bau
werden folgende Landschaften gegliedert:
Quartáres Subpolar - Wiesen - Rundhöcker-
Elachland, tertiáre Deckengebirgs-Hochflá-
chen-Landschaft mit postglazialen Vulkan-
bildungen, siidwestliche quartáre und tertiáre
Ejord - Inselberg - Randlandschaft. Diese
Hauptlandschaften werden nun wiederunter-
gegliedert, wobei nach Passargeschem Vorbild
Wortungetiime, wie Elachlandflachseekiiste,
Heiden-Felsen-Triftstufe, Felsriicken-Nieder-
moorwiesen - Schuttwiisten - Moos-Flechten-
heiden-Ho chland, Gebirgsf uökiistensaum u. a.
m. gebildet werden. Der Arbeit sind ein aus-
fiihrliches Literaturverzeichnis, zwei Karten,
zahlreiche Profile, mehrere Diagramme und
anschauliche Abbildungen nach Aufnahmen
des Verfassers beigegeben. Der Wert der Ar-
beit liegt darin, daB hier zum ersten Male eine
Landschaftskunde eines Teiles von Island ge-
boten wird, die versucht, die Landschaft mit
allen ihren Naturgegebenheiten und Erschei-
nungen zu erfassen und in ihrer Auswirkung
auf den Menschen, sein Leben und seine Wirt-
schaft zu deuten. Der Verfasser weist auf ver-
schiedene noch nicht behandelte Probleme
der Landeskunde Islands hin, mit denen er
sich weiter bescháftigen will, und er hofft, in
absehbarer Zeit nach Island zuriickkehren zu
können, um dort besonders den Strukturbo-
den zu studieren.
Leipzig Hans Rudolphi
Niels Nielsen, Contributions to the phy-
siography of Iceland with particular
reference to the highlands westofVatnajö-
kull. (Mémoires de l’Academie Royale des
Sciences et des Lettres de Danmark, Co-
penhague, Section des Sciences 9 me série
A. N. no 5. 1933.)
Der Verfasser gibt die wissenschaftliche
Verarbeitung seiner Islandreise von 1927,iiber
die er schon einen vorláufigen Bericht veröf-
fentlicht hatte. AuBerdem stammt das Mate-
rial von den Reisen 1923 u. 1924 und ebenso
wird mit den Ergebnissen de Fontenays ge-
arbeitet, der das Gebiet 1925 besuchte.
Der erste gröBere Teil des Buches bietet ei-
ne beschreibende Darstellung der behandel-
ten Landschaft. Es ist das Gebiet, das vom
Westrand des Vatnajökull, Vonaskarð, Tun-
gnafellsjökull, Forsá u. Tungnaá begrenzt
wird. Bis auf wenige Grasoasen ist die Gegend
völlig steril, dazu schwer zugánglich; sie wur-
de darum bisher bei der Erforschung Inner-
islands etwas vemachlássigt. Die dánische
Greneralstabsaufnahme hat sie nicht erreicht.
So kann der Verfasser in dem Abschnitt iiber
die Topographie eine Reihe von Richtigstel-
lungen gegeniiber álteren und gegeniiber der
gleichzeitigen Karte von Bruun bringen. Das
EntfemungsverháltnisVatnajökull—Tungna-
fellsjökullund Hofsjökullunddie Fláchen der
beiden letzten Gletscher werden anders an-
gegeben. Iimerhalb des Gebietes wird beson-
ders die Lage der Seen und der Fliisse Tung-
naá und Kaldakvísl neu bestimmt.
Nach einem Dberblick iiber islándische
Strukturen werden die vulkanischen, tek-
tonischen, die Wind- und Wasserbedingun-
gen im einzelnen systematisch behandelt.
Ganz von selbst gliedert sich dabei das Ge-
biet in charakteristische wesentlich verschie-
dene Teile. Besondere Aufmerksamkeit ist
dem Verháltnis zwischen tektonischen und
vulkanischen Veránderungen, ihrer Aufein-
anderfolge und ihrer absoluten zeitlichenFest-
legung gewidmet.
Das gibt die innere Verbindung zum zwei-
ten Hauptteil des Buches, der die islándischen
Verhaltnisse von der Wegenerschen Ver-
schiebungstheorie aus zu beleuchten ver-
sucht: Die beiden Systeme der ÍBlándischen
Senkungen und Spalten sind die Folge eines
westlichen Druckes. Aber wáhrend das Alpen-
vorland ausgesprochenes Druckgebiet ist,
muB in Island als ebenso wichtige tektoni-
scho Bedingung die Spannung (Tension)
das AuseinanderreiBen bewirkt haben.
Das Buch bringt 51 schöne, deutliche Bil-
der und 9 Karten, davon drei von dem be-
handelten Gebiet.
Dresden H. Reuschel
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