Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Qupperneq 63
zu wunschen, daö die islándische Geschichts-
forschung, an der die deutsche Wissenschaft
von jeher regen Anteil genommen hat, auch
auf dem hier eingeschlagenen Wege riistig
vorwártsschreitet. B. P.
Zur Anzeige liegen mehrere Biioher vor, die
im náchsten Heft besprochen werden. Dar-
unter:
Guðmundur Finnbogason, íslendingar. Reyk-
javík 1933. 386 S.
Jón Dúason, Grnnlands statsretshge Stilling
i Middelalderen. Oslo.
Gunnar Gunnarsson, Die Eidbriider, Miin-
chen 1934.
Guðmundur Kamban, 30. Generation, Ko-
penhagen 1933.
Jón Sigurðsson, Land og lýður, Reykjavík
1933.
Nachrichten
Deutsches Lektorat an der Hoch-
schule Islands — Islándisches Lek-
torat an der Universitát Greifswald.
Im Herbst 1931 wurde an der Universitát
Reykjavik (Háskóli íslands) zum erstenmal
ein Lektorat fiir deutsche Sprache und Lite-
ratur eingerichtet und dem ehemaligen Aus-
tausehstudenten Dr. Max Keil iibertragen.
Dr. Keil hielt wöchenthch einstiindige Vor-
lesungen iiber „Deutsche Literatur von 800
bis 1800“ und „KTeue deutsche Literatur" so-
wie praktische Úbungen mit den Studieren-
den der philosophischen Pakultát. Im Stu-
dienwinter 1932/33 konnte er seine Tátigkeit
fortsetzen mit Vortrágen iiber das Thema
„Deutschland nach dem Weltkriege“ und
Úbungen im Sprechen und Schreiben des
Deutschen. Im letzten Winter 1933/34 wurde
die Vorlesungstátigkeit entsprechend dem
wachsenden Interesse erhebhch gesteigert. Es
wurde gelesen iiber Themen aus der deut-
schen Geschichte und Kulturgeschichte, iiber
das Verháltnis Deutschlands zu anderen Lán-
dern, insbesondere zu den nordischen Lán-
sern und da vor allem zu Island. Der Andrang
zu den Vorlesungen war zeitweise so stark,
daö die Ráumlichkeiten nicht ausreichten.
Seit in den Jahren 1915—1921 Professor
Dr. Alexander Jóhannesson deutsche Úbun-
gen und Vorlesungen gehalten hatte, war an
der islándischen Universitát nicht wieder
deutsch unterrichtet worden. Darum ist die
Einrichtung des deutschen Lektorates, die
seit Jahren betrieben worden und die be-
sonders den Professoren Alexander Jó-
hannesaon, Águst H. Bjamason und Olafur
Eárusson zu danken ist, lebhaft zu begruDen.
Eine Eortsetzung des Lektorates schien lán-
gereZeit zweifelhaft, da man sich islándischer-
seits nur zu einem etatmáöigen festen Lekto-
rat entschlieöen wollte, sobald auch in
Deutschland an einer Universitát ein Lektor-
amt fur Islándisch geschaffen wúrde. Diese
Voraussetzung dúrfte jetzt damit gegeben
sein, daö ein islándiseher Lektor an die Uni-
versitát Greifswald berufen worden ist. Es ist
dies der Kandidat Eiður S. Kvavan aus
Reykjavik, der mit der Erteilung von islán-
dischem Sprachunterricht und der Abhal-
tung von Vorlesungen tiber Island in alter
und neuer Zeit beauftragt worden ist.
Es mag in diesem Zusammenhange er-
wáhnt werden, daö an der Universitát Reyk-
javik 1911—1914 ein französischer Lektor
gewirkt hat, der gleichzeitig französischer
Berufskonsul war, und auch in den letzten
Wintem französische Vortráge dort gehalten
worden sind. Ein dánisches Lektorat gab es
an der Hoohschule 1915—19 und 1923—1926.
Die Einfúhrung englischen Unterrichtes plant
man seit 1916, ohne bislang zu positiven Ent-
scheidungen gekommen zu sein. Im Sommer
1914 war bereits einmal ein deutscher Lek-
tor, Dr. Busse, nach Reykjavik gekommen,
der bei dem Versuch, vor Kriegsausbruch
in die deutsche Heimat zurúckzukehren, in
England interniert wurde.
Das allgemeine islándische Interesse fúr
ein deutsches Lektorat ist groö und zeigte
sich z. B. bei der Goethefeier der Universitát
im Eebruar 1933. Es wird ftir die deutsch-
islándischen Beziehungen von wesentlicher
Bedeutung sein, daö dies deutsche Lektorat
jetzt zu einor stándigen Einrichtung und gut
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