Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1934, Síða 64
betreut wird. Nicht minder erhoífen wir yon
der erstmahgen Schaffung eines islandischen
Lektorates an einer deutschen Universitát
eine weitere Festigung und Erweiterung des
deutsch-islándischen Kulturaustausches.
Islándische Studenten in Deutsch-
land. Die Zahl der in Deutschland studieren-
den Islánder ist von der Rekordhöhe 48 im
Wintersemester 1931/32 auf 25 im Winter
1933/34 und auf 23 im Sommersemester 1934
zuriiekgegangen. Der Hauptgrund fiir diesen
Riickgang diirfte in der Verschlechterung der
Valutaverháltnisse zu suchen sein. Der ver-
háltnismáCig auBerordentlich starke Besuch
deutscher Hochschulen durch islándische Stu-
denten ist seit 1925 etwa eins der starksten
Zeugnisse fiir die stetige Zunahme der geisti-
gen und kulturellen Beziehungen zwischen Is-
land und Deutschland gewesen. Zur Zeit stu-
dieren in Berlin 3, in Frankfurt 1, inHamburg
1, in Miinchen 1, in Leipzig 2, in Kiel 5, in
Dresden 7, in Hannover 1, in Göttingen lund
in Jena 1. Es ist anzunehmen, daíl diese Zah-
len wieder steigen werden, sobald die Valuta-
differenzen ausgeglichen sind. In Mand sind
in den letzten Jahren regelmaBig mehrere
deutsche Austauschstudenten gewesen, die
fast alle iiber die angesetzte Zeit hinaus in Is-
land geblieben sind und wissenschaftlich ge-
arbeitet liaben.
Die islandisch - deutsche Vereini-
gung „Germania" in Island fiihrt seit
der aufierordentlichen Hauptversammlung
vom 20. Oktober 1932 den Namen „Germa-
nia. Islándische Gesellschaft zur Förderung
der kulturelien Beziehungen Islands zu
Deutschland und österreich, zugleich Freun-
deskreis der deutschen Akademie“. Auf An-
trag des österreichischen Konsuls in Reykja-
vík, Herm Julius Sehopka, und mit Unter-
stiitzung von Herm Professor Dr. Alexander
Jóhannesson beschlofi die Gesellschaft, fortan
auch die islándisch-österreichischen Bezie-
hungen zu pflegen.
Professor Dr. Alexander Jóhannesson,
der am 17. Juni 1932 zum Reetor magnifi-
cus der Universitát Reykjavík fiir das Stu-
dienjahr 1932/33 gewáhlt worden war, wurde
fiir das Studienjahr 1933/34 wiedergewáhlt.
Diese Ehrung ist von allen Deutschen auf Is-
land und allen Freunden Islands in Deutsch-
land freudig begriifit worden, da Alexander
Jóhannesson seit langem wie kaum ein Zwei-
ter die deutsche Sache auf Island vertreten
hat. Als Dozent fiir deutsche Sprache und Li-
teratur begann der junge Hallenser Doktor im
Jahre 1915 seine Tátigkeit an der Universi-
tát Reykjavík. Gleich nach dem Kriege war
er eine Zeitlang deutscher Konsul fúr Island.
Seinem Bemiihen ist in erster Linie die Griin-
dung der „Germania" im Jahre 1920 zu dan-
ken. Die Gesellschaft erfreut sich seitdem sei-
ner standigen unermiidlíchen Unterstiitzung.
An der Universitát Reykjavík hat er mehrere
Jahre das Deutsche vertreten, bis er am
3. September 1930 ordentlicher Professor fiir
islandische Philologie am Háskóli Islands
wurde. Er ist bekannt als gediegener Uber-
setzer deutscher Dichtung und als ein Freund
Deutschlands, der jede Gelegenheit benutzt,
um die Beziehungen aller Art zwischen Island
und Deutschland zu vertiefen.
Das deutsche Doktorexamen be-
stand an der Kieler Universitát der bacc.
rer. pol. Oddur GuS jónsson aus Reyk-
javík, der mehrere Jahre am Institut fiir
Weltwirtschaft und Seeverkehr der Kieler
Universitat studiert hat. Seine Doktorarbeit
behandelt „Die Zahlungsbilanz Islands im
Jahre 1932“ und wird in einer deutschen
-volkswirtschaftlichen Schriftenreihe erschei-
nen. Dr. Oddur Gutljónsson hat sich in den
Jahren seines Aufenthaltes in Deutschland
auf alie Art und Weise mit deutschem Leben
vertraut gemacht und mancherlei zum Aus-
bau der deutsch-islándischen Beziehungen
beigetragen. Er ist Mitglied unserer Ver-
einigung.
Die Einwohnerzahl Islands stieg im
Jahre 1933 auf 111555. Davon fallen auf die
lándlichen Bezirke 63215, auf die Kauforte
48340, wovon die Hauptstadt Reykjavík
allein 30565 beherbergt.
Die Ein- und Ausfuhr Islands hat sich
im Jahre 1933 gegeniiber dem Vorjahro be-
deutend gesteigert. Nach der vorláufigen
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