Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Page 3
Jetzt ist keine Zeit zu Sinnen und Traum.
Eine tote Hand umklammert den Zaum.
Das Pferd, es stolpert, die FiiBe versagen,
doch reifit’s mit gewaltiger Kraft sich empor,
die Hufe mit Wucht in den Boden sich schlagen
dann steht es, will weder nach hinten noch vor.
’s ist keiner, der je jenen Blick vergaB,
aus brechendem Auge, der sterhend ihn maB
mit letztem vergliihendem Hasse.
Dem Grabe erstanden, so steht sie nun,
der Rache Gestalt, und will nicht ruhn,
sie steht und versperrt ihm die Gasse.
Des Mondes flackerndes, rieselndes Licht
umspielt ihre Wange, ihr fahles Gesicht,
die Beete vertrockneter Tranen.
Vom Halse, da tropft ihr rotes Blut
und trankt den Schnee mit traufelnder Glut,
vom Schnitt noch zittern die Sehnen.
Hoch, wie zum Schlag, die Hand geballt
droht und zuckt, die andere krallt
das blanke Messer zur Kehle;
so drangt aus der Lippen diisterem Tor
das heischende Wort sich keuchend hervor,
der Fluch der verlassenen Seele.
„Kein gutes Bett du bereitet mir hast,
eine schmutzige Bank nur dem unlieben Gast,
das bin ich dir schuldig zu lohnen.
Dem Frevel die Rache jetzt folgen soll!
Dein Schicksal, geliebter Herr Pfarrer, ist voll,
du kommst, eh’ die Nacht noch verronnen!“
Das einzige Heil, daB der Hof so nah!
Im Mondlicht stehen die Giebel da,
die Tiiren schon winken heriiber!
In höchster Gefahr ist’s am stillsten oft.
Da packt uns das Grausen dann unverhofft
und macht uns den Sinn nur noch triiber.