Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Qupperneq 6

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Qupperneq 6
Herzensdrang in Paarungstrieb sich kehret, aufgeblasne Lust sich selbst verzehret, den Verfall deckt des Geschwatzes Miihle. Gliihnden HaB im Sklaven Asche decket, eitles Nichts im Herrn sich blustend recket, die sich gegenseitig miissen fallen, Gift in neue junge Seelen streuend. Auf Ruinenstátten, blutgetránkten Stellen, setzt sich an den Tisch der neue Zecher, fröhnt dem Geist der Zeit mit vollem Becher, an dem untergehnden Rest sich noch erfreuend. GroBes Volk, das so sich selbst vernichtet, vor des neuen Glaubens Tribunal sich selber richtet mit des eignen Tempels schnöder Schándung, mit dem eignen Tod und dem des Götzen. Lendenlahme Jugend voll Verblendung Blut verspritzt, doch ohne sich zu niitzen, nur um zwischen zweier Glauben Stiitzen rascher ihrem Sein ein End’ zu setzen. Die Trompete der Vergeltung dröhnet, Erde unter fliichtgen Heeren stöhnet und im Grabe Eeind und Freunde liegen unter Rosen friedlich Arm in Arme. —- Meine Schatten in dem FluB versiegen, kiihler Schauer legt sich um die Státte, dunkler wird des Himmels blaues Bette, rot verglimmt er, náchtlich schwarz im Harme. Cásars Stadt! Soll all dein Tun und Tráumen, Kampf und Sieg ins Meer des Nichts verscháumen ? Soll dein Werk in Abgrunds Kliifte sinken, deine Lebensspur kein Zeichen haben ? Oder stehst du wie des Himmels Blinken iiber Stein und Zeichen irdschen Strebens, bist du Urquell eines neuen Lebens, tief im Himmel selber eingegraben ?

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