Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Qupperneq 37

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1935, Qupperneq 37
schulden kommen lassen. Ehrliche Kaufleute, die Pining aufsuchten, damit er ihnen Hafen anwiese, wurden von seinem Gefolge schlecht behandelt und muBten hohen Tribut entrich- ten. Einem Londoner Schiff, das nach den Westmánnerinseln kam, wurden von dem dor- tigen Vogte Pinings Abgaben auferlegt. Ein Brief, der der Besatzung freien Handel im gan- zen Lande zusicherte, erwies sich als triigerisch; denn als die Englander Grindavík an- liefen, wurde ihnen sogleich alles, was sich auf dem Schiffe befand, abgenommen, und ein Lubecker Schiff muBte sie auslösen. Ebensowenig Erfolg hatten islándische Bauern von den Westmánnerinseln, die sich bei Pining fiir die Englánder verwandten, und das Ergebnis all dieser Aktionen war, daB die Englánder, um sich schadlos zu halten, auf den Westmánner- inseln und anderwárts Plunderungen vornahmen. Weiter wird von den Islándern Beschwerde daruber erhoben, daB sich Pinings Mannen im Umgang mit Frauen ungebuhrlich benommen und sich Gelder der Bauern ohne deren Willen angeeignet hátten1. Damit beginnt eine Periode, wáhrend der dem Statthalter weniger das Wohl und Wehe der Insel am Herzen zu liegen scheint, als daB er seinen Blick auf die Beherrschung der Meere gerichtet hált. In den islándischen Urkunden der folgenden Jahre wird sein Name nicht genannt; um so háufiger taucht er in denen der Hanse auf. Zunáchst kapert Pining einige wertvolle spanische Schiffe und bringt sie dem König von Dánemark nach Kopenhagen. Im Zusammenhange damit wird auf dem Wendischen Stádtetago zu Liibeck der BeschluB gefaBt, daB in den Hansestádten die Erlaubnis zu einem Verkauf des geraubten spanischen Gutes nicht erteilt werden darf. Trotzdem geraten die hansischen Kaufleute mehrfach in den Ver- dacht, mit den Seeráubern im Bunde zu stehen, und die auslándischen Kontore, wie derdeut- sche Kaufmann zu London und der deutsche Kaufmann zu Brugge, haben darunter zu leiden. So berichtet z. B. das Londoner Kontor an Danzig, wie es sich wegen Pining und Pothorst vor dem englischen König habe rechtfertigon miissen, da englische Kaufleute vor König und Parlament Klagen erhoben hátten, und daB man sich wegen dieser beiden in dauernder Gefahr befinde. Erst nachdem der ICönig erfahren habe, daB die Genannten im Dienste des dáni- schen Königs stiinden und daB niemand von der Hanse ihnen Beistand und Hilfe leiste, habe er dem deutschen Kaufmann seine Privilegien bestátigt2. Ein anderes Mal richten „Proconsules ac consules Lubicensis ac Hamburgensis civitatum suo ac totius anse Teu- tonice nominibus“ Schreiben an Karl VIII. von Frankreich, König Ferdinand von Spanien und den Herzog von Bretagne und stimmen Klagen iiber das Gebahren der Freibeuter an, indem sie besonders darauf hinweisen, daB die Hanse mit ihnen nichts zu tun habe3. Im Juli 1486 befindet sich Pining im Gefolge von König Hans, als dieser Norwegen seinen im Halmstadrezesse fur mindestens alle drei Jahre festgelegten Pflichtbesuch abstattet: „... und hadde Pynynck den seerover by syck myt 2 karffelen"4. 1487 wirbt er Söldner fur einen Kriegszug nach Gotland an, aus dem Dánemark als Sieger hervorging5. Im Sommer 1489 tritt er in Kopenhagen auf, wo er zusammen mit Mitgliedern des norwegischen Reichs- rats dem Prinzen Christian als dem zukunftigen Thronfolger huldigt6. Zur Erledigung der islándischen Angelegenheiten hat er wáhrend der Dauer seines Fernseins einen Vertreter bestimmt. Wenigstens begegnet uns in einigen islándischen Urkunden oin gewisser Heinrek Mœding, der sich als „Bevollmáchtigter des Statthalters Diderik Pining“ ausgibt, so in Hafnarfjördur am 10. Juli und in Hoffell am 28. November 1488. Derselbe Mæding stand schon fruher in Verbindung mit Pining und nahm als „sein Vogt“ an den oben erwáhnten UnbotmáBigkeiten gegen englische Kaufleute teil. Nach mehrjáhriger Abwesenheit scheint Pining noch einmal nach Island zurúckgekehrt 1 Diplomatarium islandicum. Bd. 7, Reykjavík 1903—1907, Nr. 12. 2 Hanserecesse. Abth. 3, Bd. 2, Leipzig 1883, Nr. 32. 3 A.a. O. Nr. 137. 4 Hansische Geschichtsquellen. N. F. Bd. 2, Berlin 1900, S. 396. 5 Danske Magazin. R. 4, Bd. 1, Kjebenhavn 1864, S. 73, 85, 88 und Scriptores rerum Prussicarum. Bd. 4, Leipzig 1870, S. 763. 6 Diplomatarium nor- vegicum. Saml. 2, Christiania 1852, Nr. 955. 73

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