Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1943, Side 58

LE NORD
lichen Silbererzes von Interesse gewesen war. Linné hat indessen
versucht, selbst eine Karte iiber seinen Weg herzustellen. Diese
ist, wie aus dem Gesagten leicht zu verstehen ist, sehr mangel-
haft.
Man begab sich am Abend auf den Weg, offenbar weil der
Fiihrer die Sommerhitze vermeiden wollte. Ein Renntier hatte er
mitgebracht, um das Gepáck loszuwerden. Man stieg den Berg
Wallivare hinauf. Der Weg geht durch Fichtengehölz ziemlich
steil aufwárts. Auf einmal kommt man iiber die Fichtenzone
und hat einen stattlichen Ausblick siidwárts auf die Seenkette.
Die Birkenzone ist unbedeutend — plötzlich steht man auf der
Flochebene. Selten kommt man so unvermittelt wie hier iiber die
Baumgrenze hinaus. Die Aussicht ist grossartig: nordwárts hat
man ein Panorama von Bergen, deren Gipfel 2000 m und höher
emporragen, mit Schnee und Gletschern bedeckt. Der starke Ein-
druck, den Linné hier erfuhr, driickt sich in folgenden Worten
aus: »Als ich auf den Berg Wallivare kam, kam es mir vor, als
wáre ich in eine ganz neue Welt entriickt, ich wusste nicht, ob
ich in Afrika oder Asien wáre, denn Boden, Situation, Pflanzen,
alles war mir gleich unbekannt. Ich war nun auf die Fjdllen
gekommen. Ringsumher lagen die Schneeberge — ich ging auf
Schnee wie im stárksten Winter. Alle die seltenen Pflanzen, die
mich bisher ergötzt hatten, gab es hier in Miniatur, ja, iiberdies
so viele andere, dass es mir schauderte und ich fand, dass ich mehr
bekam, als ich bearbeiten konnte. Ich setzte mich nieder, um
Pflanzen zu beschreiben.« Es war auch in der Nacht so hell,
dass er botanisieren konnte. Der Fiihrer wurde indessen ungedul-
dig und mahnte zum Aufbruch. Man hátte 5 bis 6 Meilen zur
náchsten Lappenhiitte und miisste eilen.
Dort angelangt ruht Linné etwas aus, aber bald ist er wieder
bereit, Beobachtungen zu machen. Eine Renntierherde wird zu-
sammengetrieben. Er studiert, wie die Lappenmagd melkt, er sucht
nach der Ursache des Knackens in den Fiissen des Renntiers, wenn
es láuft, er untersucht die Bremse, die das Renntier stándig ver-
folgt, um ihre Eier in dessen Riickenhaut hineinzulegen usw. —
Am náchsten Tage erreicht man den grossen Quellensee des Lule-
Elfs, Wirijaure, der sich dicht an der norwegischen Grenze hin-
zieht, 580 m iiber dem Meeresspiegel. Uber der Seefláche sieht
Linné das Eis auf den Grenzbergen in der Sonne schimmern. Er
lásst sich iiber den See rudern und beginnt den Aufstieg zum gros-
sen Plateaugletscher, Talpajákna, der sich hier iiber die Grenze aus-