Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1943, Blaðsíða 96
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LE NORD
stellen, und in diesem Falle ist fiir eine Ersatzproduktion stándig
Verwendung. Man kann hier also mit einer gewissen Selbstregu-
lierung rechnen. Je grösser die Rohstoffschwierigkeiten fíir die
allgemeine Produktion sind, desto langsamer geht der Abbau der
Ersatzproduktion vor sich.
Allzuviel darf man indes von dieser automatischen Regulie-
rung nicht erwarten. Hat die normale Produktion mit Schwie-
rigkeiten zu kámpfen, so gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder
kann man Ersatzwaren herstellen, oder man kann die Waren
entbehren und die Arbeiter ohne Arbeit gehen lassen. Wenn die
»richtigen« Waren wieder auf den Markt kommen und man da-
mit rechnet, dass sie bald in grösseren Mengen erscheinen werden,
werden die wenigsten Lust haben, Ersatzwaren zu benutzen, und
noch weniger den Mut verspiiren, sie herzustellen. Ersatz ist nun
einmal Ersatz.
Unter diesen Voraussetzungen erscheint eine wirkliche Be-
scháftigungspolitik eine notwendige Forderung der Zukunft.
Dariiber kann kein Zweifel bestehen. Die Frage ist nur, welcher
Art diese Politik sein soll.
Heftet man sein Augenmerk auf eine Bescháftigung, die kei-
nen grösseren Rohstoffverbrauch erheischt, wird man zuerst an
Strassenbauarbeiten und áhnliche öffentliche Arbeiten denken.
Derartige Arbeiten sind keineswegs belanglos, im Gegenteil díirfte
es zweckmássig sein, immer einige Pláne dieser Art in Reserve
zu haben. Es wáre jedoch sehr wiinschenswert, dass die bescháf-
tigten Arbeiter bei der Lösung notwendigerer Aufgaben einge-
setzt werden könnten. Wege- und Chaussée-Arbeiten haben im
Laufe der Jahre erhebliche Summen gefordert. In mehreren Fál-
len hat man mit grossen Kosten Anhöhen durchstochen und da-
durch schöne Naturpartien zerstört, ohne dass die Notwendig-
keit solcher Veranstaltungen immer einleuchtend gewesen wáre.
Darum ist ein langsamer Abbau der Ersatzproduktion unbe-
dingt vorzuziehen. Am besten ist es, wenn man den Arbeitern ihren
Platz in der normalen Produktion anweisen kann. So lange dies
nicht möglich ist, ist es besser, dass sie brauchbare Ersatzwaren
herstellen oder bei öffentlichen Arbeiten Verwendung finden, als
dass sie bescháftigungslos sind.
Einen solchen allmáhlichen Abbau der Ersatzproduktion kann
man durch eine Zurechtlegung der Importkontrolle erreichen, die
sowieso nötig wird. Die Einfuhr muss eben so geregelt werden,
dass sie in der ersten Nachkriegszeit, wo eine starke Arbeitslosig-