Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1943, Qupperneq 101
PROBLEME DER NACHKRIEGSZEIT
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thode vorzieht, weil sie die geringsten Opfer verlangt. Naturlich
können Forderungen nach höheren Löhnen als Kompensation fiir
die Entbehrungen der Kriegsjahre erhoben werden. Dies lage auf
derselben Linie wie die grossen Lohnerhöhungen von 1919. Dem
entspráche gegebenenfalls eine Wáhrungspolitik, die um so viel
höhere Preise zur Folge hátte, und die Landwirtschaft und die
Hausbesitzer hátten natiirlich von dieser Methode noch grösseren
Vorteil. Eine solche Inflationspolitik wiirde aber die Renten-
empfánger schwer treffen.
Es ist indes keineswegs sicher, dass Dánemark im Stande sein
wird, die Devisenkurse ganz nach eigenem Belieben festzusetzen.
Das Wettlaufen um die Abwertung der verschiedenen Wáhrun-
gen, das nach 1931 begann, hat deutlich dargetan, dass die Wáh-
rungspolitik des einzelnen Landes auch fiir die anderen Lánder
von Bedeutung ist, und das Wáhrungsproblem wird jetzt als eine
internationale Angelegenheit betrachtet. Es ist deshalb sehr mög-
lich, dass nach dem Kriege gewisse iiberstaatliche Organe ein-
gesetzt oder doch zum mindesten zwischenstaatliche Vereinbarun-
gen getroffen werden, die zur Folge haben, dass die einzelnen
Lánder in diesen Fragen nicht ganz auf eigene Hand handeln
können.
Wie sich die Entwickelung auf diesem Gebiet gestalten wird,
lásst sich im Augenblick nicht voraussehen. Man muss aber mit
der Möglichkeit rechnen, dass wir iiber unsere Wáhrungspolitik
nicht frei bestimmen können. In diesem Falle ist es nicht sicher,
dass wir die Wáhrung dem Arbeitslohn anpassen können. Wir
könnten uns vielleicht umgekehrt genötigt sehen, den Arbeitslohn
der Wáhrung anzupassen. Dies wiirde vielleicht schwierige Konse-
quenzen nach sich ziehen; doch ist es kaum wahrscheinlich, dass
man von irgend einer Seite wiinschen sollte, ein Land zu einer
Deflationspolitik grösseren Umfanges zu zwingen.
Mögen nun seinerzeit die Devisenkurse von uns allein oder
in Gemeinschaft mit anderen Faktoren festgesetzt werden, so
miissen jedenfalls geeignete Massnahmen getroffen werden, um
die Stabilitát der festgesetzten Kurse zu sichern. Hier stehen wir
vor einem der wichtigsten und schwierigsten Probleme der Nach-
kriegszeit, da der Devisenmarkt in der ersten Ubergangsperiode
voraussichtlich höchst unnormal sein wird.