Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1943, Blaðsíða 104
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LE NORD
Kriegszeit aufhört, werden die Geldeinkiinfte stark sinken, und
wáhrend die Kaufkraft jetzt im Verháltnis zu dem Quantum
von Verbrauchswaren, das man produzieren kann, zu gross ist,
wird zu der Zeit das umgekehrte der Fall sein. Hierzu tragen
auch die wáhrend der Kriegsjahre eingefiihrten hohen Steuern
wesentlich bei. Diese haben bei dem gegenwártigen Warenmangel
gegenuber der ausserordentlichen Vermehrung der Einkúnfte und
der damit gesteigerten Kaufkraft eine bedeutsame Mission zu
erfúllen, nach dem Kriege aber werden sie notwendigerweise die
Einkommenknappheit verschárfen und dadurch der Bescháfti-
gung schaden. Es ist deshalb unbedingt notwendig, dass man sich
rechtzeitig auf die Möglichkeit einstellt, mit kurzer Frist die
Steuern nach Bedarf herabzusetzen. Darúber hinaus wird es aber,
wie bereits hervorgehoben, wahrscheinlich geboten sein, weiter
zu gehen und die Kaufkraft durch vom Staate finanzierte öffent-
liche Arbeiten zu stimulieren.
III. Staat und Wirtschaft.
Mit den in den vorhergehenden Abschnitten erörterten wirt-
schaftlichen Fragen ist ein grundsátzliches Problem von entschei-
dender Bedeutung eng verknúpft. Dies Problem betrifft das
prinzipielle Verháltnis zwischen Staat und Wirtschaft und damit
die grundlegenden Richtlinien der Wirtschaftspolitik nach dem
Kriege, nicht bloss in der ersten Periode nach dem Eintreten des
Friedens, sondern auf lángere Zeit hinaus. Wird der Liberalismus
sich aufs neue geltend machen können, weil die lange Kriegszeit
die Menschen der vielen Eingriffe múde gemacht hat? Oder hat
man im Gegenteil mit einer Fortsetzung der Linie der Zwischen-
kriegszeit zu rechnen, so dass der Staat immer mehr in das wirt-
schaftliche Leben eingreift und vielleicht auch die Produktion
selbst in steigendem Masse in die Hand nimmt? Dies wird eine
Frage von ausschlaggebender Bedeutung in der kommenden Poli-
tik sein.
Es wáre ganz unrichtig anzunehmen, dass die Beantwortung
dieser Frage in erster Linie davon abhánge, welche Parteien die
fúhrende Rolle in der politischen Entwickelung spielen werden.
Vielmehr handelt es sich hier um Realitáten, die ausserhalb der
Parteien liegen und nicht durch politische Lehrsátze irgend wel-
cher Art bestimmt werden, um unumgángliche Tendenzen der
Weltwirtschaft, denen man seine Handlungen anpassen muss.