Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1943, Qupperneq 109
PROBLEME DER NACHKRIEGSZEIT
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Es lásst sich nicht leugnen, dass die Organisationen fiir die
Freiheit des Einzelnen eine Gefahr enthalten. Sie können, wenn
sie stark genug sind, eine Bedrohung derer bedeuten, die sich nicht
auf eine entsprechende Organisation stiitzen können. Die gebun-
denen Preise der Organisationen begrenzen die Verdienstmöglich-
keiten derjenigen, die zu diesen Preisen kaufen und selbst zu freien
Preisen verkaufen miissen. Die Organisationen können ferner den
Zugang zu gewissen Berufen oder Bescháftigungen ganz oder teil-
weise sperren. Dies beschránkt natiirlich die Freiheit aller derer,
die ausserhalb der betreffenden Organisationen stehen.
Auch innerhalb der Organisationen kann ein Kampf entste-
hen, und hier ist es die Mehrheit, die iiber die Minderheit herrscht.
Wenn es sich nun um eine Organisation handelt, der man aus
praktischen, z. B. beruflichen Griinden angehören muss, so kann
die Freiheit fiir die, welche die Auffassung der Mehrheit nicht
teilen, sehr problematisch sein.
Unter solchen Umstánden ist der Freiheit des Einzelnen nicht
damit gedient, dass man sich passiv verhált und die Entwickelung
sich selbst iiberlásst. Man sichert die Freiheit am besten, wenn
man den Staat, d. h. die Organisation aller Biirger, regulierend
eingreifen lásst, sobald die Organisationen privater Gruppen zu
stark werden und Preise und Produktion so beeinflussen, dass
sich daraus Arbeitslosigkeit und Depressionen in gewissen Beru-
fen ergeben. Hier liegen die Aufgaben fiir eine wirkliche Frei-
heitspolitik der Zukunft. Dies bedeutet nicht, dass die Privat-
initiative verschwinden soll. Es gibt heutzutage kaum Kreise von
irgend welcher Bedeutung, die ein stárkeres Interesse an der Ab-
schaffung derselben haben. Die Erfindungsgabe und Kombina-
tionsfáhigkeit, die die vielen Hunderttausende von Betriebslei-
tern an den Tag legen, ist fiir die menschliche Gesellschaft ein
Aktivposten von grossem Wert. Auf diese Weise können selb-
stándige Ideen sich ganz anders Geltung verschaffen, als wenn
alles zentral von Personen geleitet wird, die vom Arbeitsorte weit
entfernt sind und nicht von persönlichem Risiko und Interesse
getrieben werden. Durch Organisationen und Verbánde sind die
privaten Betriebe auch in der Ausnutzung der modernen Technik
und 'Wissenschaft weit gelangt. Es gilt nur zu verhindern, dass
diese Organisationen in ihrem Kampf fur eigene Interessen sich
verirren und auf ein falsches Geleis kommen.