Gripla - 01.01.1982, Blaðsíða 238
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GRIPLA
wa er her kem und wa er hin wolt etc. Da man schier zii der Stat kam, da sprach
9 der Ritter: ‘Her Kauffman, wa wöllen ir hinnacht zii der Herberg sein?’ Der
Kauffman sprach: ‘Ich frag zii dem besten Wirt zii.’ Der Ritter sprach: ‘Ir sollen
hinnacht mein Gast sein.’ Der Kauffman sprach: ‘O Her, es wer zii vil.’ le er reit
12 mit im.
Da man in den Hoff reit, da empfieng ein Knecht dem Kauffman sein Pfert und
sprach: ‘Her, ir dörffen kein Sorg fiir das Pfert haben, wir wöllen es versorgen.’
15 Da er hinuffkam in die Stub, da waren gleich subere Hemder da und fiichse Röck,
als dan die Walhen hoflich Liit sein. Da man nun essen solt, da kam des Ritters
Frau mit zweien Döchtern wol uffgeziert und empfiengen den Gast. Man sass zii
18 Tisch. Der Kauffman sahe die Frau an und die zwo Döchtem und die Kredentz
und gedacht: ‘Wie kan einem Menschen bass uff Erdtreich sein dan disem Ritter!
Er hat, was er wil.’ Und man triig vil Trachten daher, er ass und tranck. Darnach
21 bracht man in zweien silberin Blatten eins Mans Haupt mit einem langen Bart.
Der Kauffman erschrack und gedacht: ‘O we! Morgen wiirt man dein Haupt auch
also zii Tisch tragen.’ Man triig es bald wider hinweg und bracht ein andere Tracht.
24 Der Kauffman mocht nit mer essen. Die Frau tröstet in und leget im fiir. Und da
man gessen het, da zert man ein Schlafftrunck.
Darnach wiss man in schlaffen, und gaben im ein Liecht und sprachen, er solt
27 an ein Bet ligen, an welchs er wolt, sie sein alle bereit. Man thet den Rigel uss-
wendig an der Diir fiir. Der Kauffman thet den Rigel inwendig an der Thiir auch
zii. Nun waren vil Umbheng an den Wenden. Der Kauffman wolt alle Ding erneis-
30 sen, da waren Armbrost, da Hamesch, da Bantzer, da Spiess, da Köcher. Und in
einem Winckel da was auch ein Umbhang, da liigt er auch, da hiengen zwen
liingling darunder, die waren erstochen. Diser Kauffman meint, man wiird in auch
33 dar hencken. Das Liecht gieng im uss, er legt sich in den Kleidem uff das Bet, und
was im die Nacht lang. Da es Tag ward, da thet man das Riglin wider uff, der
Kauffman riistet sich uff sein Fart.
36 Da man im zii Morgen essen gab, der Ritter kam und sprach: ‘Her Kauffman,
wie haben ir hinnacht geschlaffen?’ Der Kauffman antwurt: ‘Ich hab iibel ge-
schlaffen, mein Leben lang hab ich nie kein lengere Nacht gehebt dan dise.’ Der
39 Ritter sprach: ‘Warumb? Sein die Leilachen nit suber gewesen?’ Der Kauffman
sprach: ‘Nein, es ist als sauber und schön gewesen, aber darumb: ich hab wöllen
liigen, was hinder den Umbhengen wer, und hab es als gesehen und hab zwen
42 funden hangen in dem Winckel, die waren dot, und hab gedacht, man wiird mich
zii inen hencken. Und wan mir die Augen sein ziigangen, so ist mir das Haupt mit
dem Bart fiirkumen und die zwen Doten, und hab ein lange Nacht gehebt. Und
45 lieber Her, ich bit euch, das ir mich in dem Friden lassen hinfaren.’ Der Ritter
sprach: ‘Ir sein Leibs und Giitz sicher.’ Der Kauffman sprach: ‘Wissen aber ir,
was die Ding bediiten?’ Der Ritter sprach: ‘Ir haben zii meinem Knecht gesprochen
48 und auch gedacht, wie ich so gliicklich uff Erdtreich sei, ich hab, was zii einem
giiten Leben gehör, und wissen nit, was mir anligt. Das Haupt mit dem Bart ist
ein Ritter gewesen da uff dem Schloss, den hab ich ergriffen in dem Eebruch und
51 hab im den Kopff abgeschlagen und bring in allen Tag iiber den Tisch, das mein
Frau gedenck, was sie gethon hab, und erniiwer ir den Eebruch. Die zwen, die