Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1970, Page 92
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Kph. 1924; S. 119) kurz skizziert, ist das Hauptmotiv dieser frag-
mentarischen Erzåhlung eine Freundschaftsprobe. Auf die Frage:
wie soli ich mir einen Freund wåhlen, werden einige Lehren erteilt,
die durch die folgenden Ereignisse exemplifiziert werden. Das
Verschwinden der Prinzessin ist fur die Freundschaft der beiden
Genossen mit dem Bauernsohn der Priifstein. Dieser Aufbau der
Geschichte lenkt den Gedanken auf die auch islandisch uberlieferten
Erzåhlungen aus der Disciplina Clericalis, von Hugo Gering in
Islendzk Æventyri (I-II, Halle 1882-3) herausgegeben. Man findet
hier nicht nur verschiedene Beispiele von der belehrenden Einlei-
tung in Dialogform, sondern aucb die motivverwandte Erzåhlung
vom halben Freund (Gering Nr. L u. XCI). Dies Motiv ist ubrigens
in der Viga-Glums saga (Kap. 13-5) naehgewiesen worden (s.
Hinweise in I. Boberg: Motif-Index of Early Icelandic Literature,
Bibi. AMXXVII, 1966,unterNr.H 1558.1). Einenåher eVerbindung
zwischen der Bauernsohngeschichte und der Disciplina-Clericalis-
Erzåhlung vom balben Freund kann aber schwerlich behauptet
werden.
Im verlorenen Teil der Erzåhlung wird das Hauptmotiv natur-
lich zu Ende gefiihrt worden sein. Dass man die wie ein ‘æfintyri’
aussehende Erzåhlung damit als abgeschlossen betracbten kann,
ist wahrscheinlich.
Erwahnenswert ist noch, dass man in diesem Fragment auf ein
besonders in den ‘fornaldarsogur’ verbreitetes Motiv stosst: den
vom Verschwinden einer Frau begleiteten Ausflug in den Nusswald
(s. Z. 42). Als åltestes Vorkommen weist E. G. Sveinsson auf die
Breta sogur hin (s. Islenzk Fornrit XII, S. 211 N. 4. Die Hand-
schrift ist AM 573,4°). Das hier literarisch aufzufassende Motiv ist oft
sowohl volkskundlich als auch literarhistorisch behandelt worden,
s. z. B. in den ausfuhrlichen Bemerkungen und Hinweisen bei
Lagerholm (Drei Lygispgur, ASB 17, S. 3 N. 4) und bei Halldor
Halldorsson (Islenzk orQtok, Rvik 1954, S. 233; 2. rev. Ausg.:
Islenzkt orStakasafn I, Rvik 1968, S. 255). S. auch Boberg: Motif-
Index, Nr. N 771.2.
In bezug auf das Wort systur sonn (Z. 67: der Mann im Walde
ist der Schwestersohn des Rittersohnes) soli auf den håufigen
Gebrauch von eben dieser Verwandtschaftsbezeiehnung in mittel-
alterlichen Texten hingewiesen werden; z. B. in der Karlamagnus