Gripla - 01.01.1993, Side 221
ENZYKLOPÁDISCHES SCHRIFTTUM
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wörtlich íibereinstimmen, aber die letztendliche lateinische Quelle bei-
der Texte bei Isidor zu finden ist9, wahrend der entsprechende Text im
Speculum historiale (das als Quelle ebenfalls in Frage kame) sehr viel
ausfiihrlicher ist.10
Im Altnordischen finden sich aber auch noch andere Beschreibun-
gen von Kleinasien, namlich im enzyklopadisch-geographischen
Schrifttum. Davon sind die in Alfræði íslenzk edierte Kosmographie
aus AM 194 8vo 11 und die mehr als dreimal so lange in der Hauksbók12
am bekanntesten, wahrend drei weitere derartige Weltbeschreibungen
teils nur fragmentarisch, teils gar nicht ediert sind.13
In diesen 5 Kosmographien ist die Aufzahlung der kleinasiatischen
Provinzen keineswegs gleich ausfuhrlich. In AM 194 8vo ist die Be-
schreibung Kleinasiens auf einen einzigen Satz reduziert (‘Asia hin
minni heitir land i enni miklu Asia, þar kendi Ion postoli tru, ok þar er
grof hans i borg þeiri, er Effesus heitir'),14 in der zweiten Kosmogra-
phie aus AM 764 4to fehlt eine entsprechende Stelle völlig. In der
Hauksbók dagegen holt der Autor/Bearbeiter zu einer breiten Be-
schreibung aus, die sich dann aber in zwei Episoden, eine tiber das
Konzil von Nicea, die andere uber den Trojanischen Krieg, verlauft.15
Auch diese Stelle weist aber nur sehr allgemeine Parallelen mit den
Texten in der Nikulás saga und der Stjórn auf. Die beiden verbleiben-
den Kosmographien (eine ebenfalls in AM 764 4to, die andere in SKB
3, papp. 4to) enthalten relativ ausfuhrliche Beschreibungen Kleinasi-
ens: davon weist aber die Fassung in AM 764 4to frappante wörtliche
Úbereinstimmungen mit der Beschreibung in Bergr Sokkasons Nik-
ulás saga auf, und solche Úbereinstimmungen finden sich auch in der
in beiden Texten kurz vorhergehenden Passage úber die Dreiteilung
der Welt: (die identischen Stellen sind kursiviert)
9 W. M. Lindsay (£d.), Isidori Hispalensis Episcopi Etymologiarum sive Originum
Libri XX. Oxford 1985, XIV, 3, 38f.
111 Vincentius Bellovacensis, Speculum maius IV. Douai 1624, Nachdruck Graz 1965,
p. 26 (= Spec. hist. I, pp. 69f).
11 Kr. Kálund (Ed.), Alfrœði íslenzk I, Kpbenhavn 1908 (=STUAGNL 37), pp. 8-12.
12 Finnur Jónsson (Ed.), Hauksbók, Kpbenhavn 1892-96, pp. 153-156.
13 Die beiden Texte in AM 764 4to sind unvollstandig in Antiquités Russes 2, Copen-
hague 1850, pp. 441^t45 und 446-448 ediert.
Alfrœði íslenzk, a. a. O., p. 9.
Hauksbók, a. a. O., pp. 154f.
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