Gripla - 01.01.1993, Side 229
ENZYKLOPÁDISCHES SCHRIFTTUM
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de Itinerar wurde seinerseits in den langeren Fassungen der Kosmo-
graphien verwendet.27
Das Interesse an Geographie und Kosmographie, das sich um 1255
in Þverá unter Abt Nikulás in der Aufzeichnung seines Itinerars (und
wenigstens einiger anderer damit in der Úberlieferung verkniipfter
Texte, etwa dem in 194 auf das Itinerar folgenden Verzeichnis Heiliger
Státten) manifestierte, war, als Anfang des 14. Jahrhunderts Bergr
Sokkason ebendort seine Nikulás saga verfaBte und 1322 selbst Prior
und 1325 Abt wurde, noch immer vorhanden; in die dazwischenliegen-
de Zeit (grob das 13. Jahrhundert) fallt die Textgeschichte der Kosmo-
graphien im weiteren Rahmen der Úberlieferung des altnordischen
enzyklopádischen Schrifttums mit allen seinen komplexen Veránde-
rungen der urspriinglichen, z. T. aus dem Lateinischen iibersetzten
Texten.
Das kosmographische Interesse in Þverá ging aber Hand in Hand
mit einem Interesse fiir den Hl. Nikolaus, schon lange, bevor Bergr
seine Nikulás saga zu schreiben begann. Auffállige Hinweise auf die-
sen Heiligen finden sich námlich sowohl in Abt Nikulás Itinerar, in
dem schon genannten Verzeichnis Heiliger Státten und in der von
Bergr verwendeten Fassung der Kosmographie, wobei Mirrea, Patera
und Bari als Statten der Geburt, des Wirkens und der Wunder des
Heiligen wiederholt erwáhnt werden. Die gelehrten Benediktiner in
Þverá verbanden also ihre gute Kenntnis der traditionellen Weltbe-
schreibungen mit einer besonderen Verehrung des Hl. Nikolaus, wel-
che wiederum das geographische Weltbild der Mönche so mitprágte,
daB die Wirkungsstátten des Heiligen einen festen Bestandteil der wis-
senschaftlichen Weltbeschreibungen bildeten.2x So íiberrascht es dann
auch kaum, wenn Bergr bei der Abfassung der Nikulás saga den an-
'7 Die zahlreichen Argumente, die fiir eine Verkniipfung der Kosmographien mit
enzyklopadischem Kleinschrifttum und Nikulás Itinerar schon in HSS des 12. und
friihen 13. Jahrhunderts sprechen, werden in meiner Arbeit: Altnordische Kosmogra-
phie. Berlin, New York, 1990 eingehend behandelt.
28 Es ist ein verlockender Gedanke, wenn auch nicht mehr, in der Handschrift AM
764 4to, deren eine Kosmographie die einzige Erwahnung des Hl. Augustinus im alt-
nordischen kosmographisch-enzyklopádischen Schrifttum enthált, ein von einem au-
gustinischen Mönch hergestelltes Kompendium zu sehen, welches dieser aus enzyklopa-
dischen Schriften der Benediktiner in Þverá exzerpierte; dafur spricht auch die in AM
764 4to enthaltene, ebenfalls von Bergr verfadte Michaels saga.