Gripla - 20.12.2013, Blaðsíða 282
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anstellung ebendort als wissenschaftlicher Bibliothekar.1 erkes wollte
seinerzeit eine möglichst vollständige sammlung aller drucke bis 1800
zusammentragen, und die Anzahl der titel belief sich schließlich auf über
230. die Mehrzahl davon sind wie zu erwarten erbauliche schriften, meist
Übersetzungen aus dem deutschen oder dänischen, doch finden sich auch
die großen Bibeln (Guðbrands-, Þorláks- und Steinsbiblía) darin ebenso
wie Ausgaben der Landnámabók und anderer genuin isländischer Werke,
beispielsweise eine Reihe von Ausgaben der Passíusálmar von Hallgrímur
Pétursson, einige seltene Rímur-Ausgaben sowie eine Handschrift der
Huldar saga und der Saga af Hrana Hring aus dem 18. jahrhundert.2
Bei der durchsicht der alten drucke, von denen einige derzeit wegen
ihres teilweise labilen Zustandes restauriert werden, da einige exemplare
sich in einem sehr labilen Zustand befinden, fiel auf, daß in fast jedem
Band handschriftliche Materialien zu finden sind, beispielsweise als ersatz
für fehlende seiten des drucks (häufig auch die titelseiten). Überaus
häufig sind aber auch Briefe und anderes isländisches schriftmaterial
als Vorsatzblätter oder Makulaturfalze verwendet worden. Momentan
werden alle Bände der sammlung hierauf systematisch untersucht.
nach durchsicht etwa eines drittels der sammlung kamen bisher zwei
fragmente altnordischer sagas zum Vorschein, von denen eines hier vorab
publiziert werden soll. es handelt sich um ein aus dem 17. jahrhundert
stammendes fragment des Hallfreðar þáttrs, das sich in einem druck der
Passionspsalmen Hallgrímur Péturssons (Historia Pijnunnar og Daudans
Drottins vors Jesu Christi. Hólar: 1666, signatur: Ad+I95) befindet. Hier
ist das Papierfragment ganz hinten als Makulaturfalz mit eingebunden,
ursprünglich wohl, um die letzte Lage des drucks zu schützen. für die
1 dieser “Handel” verursachte einen sturm der entrüstung, denn erkes war zwar biblio-
thekarisch durchaus beschlagen, konnte aber die seinerzeit für die Beamtenlaufbahn er-
forderliche Ausbildung nicht vorweisen. Ihm wurde daher Vetternwirtschaft mit seinem
sozialdemokratischen Parteigenossen konrad Adenauer vorgeworfen, mit dem er nicht nur
das Parteibuch, sondern auch die Mitgliedschaft in der Vereinigung der freunde Islands
teilte, die er 1913 mit gegründet hatte, vgl. Regina jucknies, Heinrich Erkes (1864−1932):
Kölner Kaufmann, Kenner Islands und kluger Bibliothekar. ein Gedenkvortrag, gehalten
in der universitäts- und stadtbibliothek köln am 13.12.2007 (köln: universitäts- und
stadtbibliothek, 2010 [Vorträge in der universitäts-und stadtbibliothek köln. 1. B.]).
2 der katalog der sammlung Alter drucke, den erkes selbst handschriftlich erstellte, wird
heute in Landsbókasafn in Reykjavík aufbewahrt (Lbs 4448 4to, online unter (letzter
Aufruf am 26.04.2013): http://www.ub.uni-koeln.de/cdm4/document.php?CIsoRoot=
/erkes&CIsoPtR=477&ReC=1.