Studia Islandica - 01.06.1940, Page 83

Studia Islandica - 01.06.1940, Page 83
81 seiner Machtstellung. Hrafnkell errichtet einen neuen Hof, Hrafn- kelsstaðir, in einer anderen Gegend (in Fljótsdalr), wird wieder ein máchtiger Mann, tötet zuerst Eyvindr, den Bruder von Sámr, und vertreibt darauf ihn selbst von Aðalból, wodurch seine Machtstellung noch grösser wird als je zuvor. Wenn man die Quellen der Landnáma iiber die Verwandten der Þjóstarsöhne und iiber das Háuptlingssystem in den West- fjorden untersucht, erhellt zur Geniige, dass alles, was die Hrafn- katla iiber diese berichtet, erfunden ist. Sie können nicht aus den Westfjorden stammen und haben nie dort eine Godenmacht ausgeiibt; sie werden nie in anderen Quellen erwáhnt. Alles deutet darauf, dass sie niemals existiert haben. Zum selben Ergebnis kommt man, wenn man den Aufenthalt von Hrafnkell auf Hrafnkelsstaðir und seine Machtstellung in Fljótsdalr, wie die Saga hiervon erzáhlt, untersucht. Wir besitzen geniigend gute Quellen iiber die Landnahme in Fljótsdalr und iiber diejenigen Leute, die dort im 10. Jahrh. die Macht hatten, um behaupten zu können, dass dort kein Platz fiir Hrafnkell und seine neue Godenmacht war. Der Hof Hrafnkelsstaðir könnte nach seinem Sohnessohne Hrafnkell Þórisson benannt sein, der sich mit jener Familie verschwágerte, die iiber Fljótsdalr herrschte,. keineswegs nach dem áltern Hrafnkell. Es ist auch absurd, wenn die Saga berichtet, dass Fljótsdalr um die Mitte des 10. Jahr- hunderts zum grössten Teil noch unbesiedelt und der Volksstrom von Norwegen nach Island zu dieser Zeit am lebhaftesten war. Wenn diese zwei Hauptpunkte der Saga, die Unterstiitzung Sáms durch die Þjóstarsöhne und der Aufenthalt von Hrafnkell auf Aðalból sich als Erfindung erweisen, liegt die Annahme nahe, dass die Nebenhandlungen auch erfunden seien. Vieles in der Saga erweist sich auch als unzuverlássig, wenn es mit ál- teren und besseren Quellen verglichen wird. Hrafnkell war nicht Hallfreðarson, sondern Hrafnsson, er hat nie auf Aðalból ge- wohnt, sondern auf Steinröðarstaðir u.s.w. Die Ortsnamen geben auch keine Stiitze fiir die Wahrhaftigkeit der Saga. Einige sind allerdings álter als die Saga, die Erláuterungen der Saga von diesen sind aber unrichtig (Hrafnkelsstaðir, Hallfreðargata, Ey- vindarfjöll). Einige sind jiinger als die Saga und sind von Leuten, die die Saga kannten, lokalisiert worden, wo sie es am wahrscheinlichsten fanden (Einarsdys, Eyvindartorfa, Freyfaxa- hamarr, vielleicht auch Aðalból). Die Frage erhebt sich dann, wie eine solche Saga entstanden ist, da sie nicht an Handlungen geknupft ist, die sich in Wirk- lichkeit ereignet baben. Die Saga trágt keine Merkmale, dass. 6

x

Studia Islandica

Direct Links

If you want to link to this newspaper/magazine, please use these links:

Link to this newspaper/magazine: Studia Islandica
https://timarit.is/publication/1542

Link to this issue:

Link to this page:

Link to this article:

Please do not link directly to images or PDFs on Timarit.is as such URLs may change without warning. Please use the URLs provided above for linking to the website.