Læknablaðið - 01.12.1934, Blaðsíða 25
LÆKNABLAÐIÐ
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Ausser den lipoiden Ablagerungen wird der physikalische Zellzustand
in Richtung ausgesprochener Chromophilie verándert, die Nissl Elemente
nehmen stark die basische Farbe an (Gallocyanin), sie liegen eng. zusam-
men, das Karyoplasma fárbt sich tief, der Kern wird hyperchromatisch.
Im geschilderten Fall scheinen die Kernveránderungen in gewissem Ver-
háltnis zur Vakuolisation zu stehen. Man kann aber bei vollstándig nor-
malen Tieren die Zellen experimentell in einen chromophilen bezw. chro-
mophoben Zustand mit und ohne Hyperchromatose der Kernes versetzen
(Einarson 1933). Diese experimentellen Zustánde sind reversibel, die chro-
mophilen Zellen reprásentieren Zellen herabgesetzter Aktivitát, in zentra-
ler Hemmung; die Chromophoben stellen dagegen Zellen erhöhter Aktivi-
tát dar, in zentraler Erregung bis an die Ermíidungsgrenze. Áuserlich ist
die Chromatolyse eine physikalische Zustandsveránderung des Protoplas-
mas welche zweifelsohne eng mit der Chromophobie verwandt ist. Wenn
man diese Erscheinungen mit den hier aufgedeclcten Veránderungen ver-
gleicht, ist es nur logisch und plausibel zu schliessen, dass die chromato-
lytischen Zellen (Fig. 14) solche in primárer pathologischer Irritation
clarstellen, ob nun die Chromatolyse als toxisch bedingt oder als retrograde
Reaktion (s. oben) aufzufassen ist. Ganz dementsprechend reprásentieren
die lipoid degenerierten, chromophilen Exemplare wohl Zellen in primárer
pathologischer Aktivitátsdepression.
Konklusion: In Úbereinstimmung mit der oben angefúlirten chrono-
logischen Ordnung dcr Entstelmng dcr paihologisch-anatomischen Veran-
dcrungen, kann man analog schliesscn, dass die Zcllcn zuerst pathologiscli-
physiologisch in Irritation gcsetzt zvcrden spdtcr in Depression. Besteht
nun irgend eine Möglichkeit dass die gefundenen chronischen Veránderun-
gen beitragen könnten zum besseren Verstándnis einiger Symptome, deren
Klárung Schwierigkeiten dargeboten hat, und iiber die man nicht einig ist?
Ich clenke hierbei an die klinisch wichtigen Akroparaesthesien. Hieruber
kann man ja noch nichts bestimmtes sagen aber ich fúhle mich doch be-
rechtigt folgendes als eine reine Arbeitshypothese aufzustellen, welche viel-
leicht stimuliernd wirken und zu Nutzen sein könnte, námlich:
Die Akroparaestesicn kann man betrachten als tcilzveisc bcdingt durch
innere trophischc (mctabolitischc) Störungen in dcn kutan-sensorischen Ncu-
roncn und begriindct durch chronisclie Veranderungen in dcn entsprechen-
den Spinalganglicnzellen; die unmittelbar vasomotorischen Störungen, welche
sich an die Akroparásthesien knúpfen, werden möglicherweise durch áhnliche
Veránderungen der entsprechenden sympathischen Ganglienzellen bedingt.
Ich bin námlich halb davon úberzeugt, dass solche Veránderungen in
den sympatischen Ganglien zu finden sein mússen. Leider habe ich dieses
Mal nicht Gelegenheit gehalit das zu untersuchen, die Frage steht also offen.
Noch einige Schlussworte úber die akuten Veránderungen und den Zo-
ster. Das wichtigste und interessanteste Problem in Bezug auf den Zoster
knúpft sich an die Frage, auf welche Weise der nervöse Prozess die kuta-
ne Blaseneruption auslösen kann. Man hat hier keine zufriedenstellende
Theorie. Die Hypothesen, welche sich úberwiegend mit Zoster idiopathicus
bescháftigen und die von einem kombinierten, infektiösen und nervösen
Effekt ausgehen, können wir hier ganz ausser Betracht lassen. Wie ge-
sagt zeigt der Fall einen echten symptomatischen Zoster haemorrhagicus,