Læknablaðið - 01.12.1934, Blaðsíða 61
LÆKNABLAÐIÐ
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genannten physikalischen Faktoren erweist. Ausserhalh der erwáhnten Gren-
zen (1.58 u. 4.8) wird wie gezeigt die spezifische Farbreaktion der Nissl
Köerpar natiirlich beeinflusst, aber verháltnismássig sehr gering, und man
hat den Eindruck dass dieser Einfluss eine sekundáre Rolle spielt.
Wenn ein Kolloid einen sauren Charakter hat, so gehen Wasserstoffio-
nen in die náchstliegende Wasserschicht uber und laden somit das Wasser
positiv, wáhrend die Kolloidteilchen durch die zurúckgebliebenen Ionen
negativ geladen werden, und demgemáss positiv geladene (basische) Farb-
körper adsorbieren. Ist das Kolloid dagegen basischen Charakters, so la-
■den die von ihm abgegebenen Hydroxylionen Wasser negativ, wáhrend die
Kolloidteilchen positiv geladen werden, und deshalb negativ geladene (saure)
Farbkörper adsorbieren. Die Teilchenladung von koaguliertem Eiweiss (am-
photerer Elektrolyt) ist in sauren Lösungen positiv, in alkalischen Lösun-
gen aber negativ. Deshalb werden saure Farbstoffe natúrlich stárker aus
einer sauren, basische Farbstoffe stárker aus einer weniger sauren oder
basischen Lösung adsorbiert. In voller Ubereinstimmung mit diesen Tat-
sachen verláuft sowohl die einfache substantive Fárbung mit basischen
Anilinfarbstoffen als diejenige mit sauren Farbstoffen (z. B. Cyanol), wie
eben von Pischinger gezeigt worden ist. Gánzlich in derselben Weise ver-
hált es sich mit der diffusen Fárbung (Dfg) des reinen sauren Gallo-
cyanins. Von der Tabelle I zu schátzen könnte man auf den ersten Blick
erwarten, dass mit fallender pH der Lösungen die Intensitát der sauren
Fárbung (Dfg) immer mehr anwachsen wúrde. Im Gegenteil die Dfg wird
allmáhlich etwas weniger, denn die zunehmende Alaunkonzentration be-
wirkt, dass immer mehr vom freien Gallocyanin zur Lackbildung ver-
braucht wird, und die unspezifische Mitfárbung des gebildeten Lackes
wird durch den erhöhten Sáuregrad der Lösung eben gehindert. Die Dfg
ist also tatsáchlich atn grössten bei der reinen Gallocyaninlösung Nr. 1. —
Wie schon oben gesagt verláuft auch die Mitfárbung des Gallocyaninlackes
gánzlich in tíbereinstimmung mit diesen physikalischen Gesetzen der kolloi-
<lalen Adsorption, wobei sicherlich das Gibbs-Thomsonsche Theorem zur
Geltung kommt (man vergleiche Fig. 8, 7 u. 17).
Anders verhált es sich mit der spezifischen Gallocyanin-chromlackfár-
bung der Nissl Schollen selbst. Wie aus den oben geschilderten Unter-
suchungen hervorgeht ist sie von den genannten physikalischen Umstán-
<len relativ unabhángig, obwohl sie natúrlich von denselben beeinflusst wird.
Sowohl bei pH 1.04 als 5.6, also trotz der verandertcn Konccntration und
elektrischen Ladungsvcrhdltnisse kriecht man immer cin durchaus typisch
gefdrhtes, reines Nissl-Bild, das sekundár von der physikalischen Adsorp-
tion entweder begúnstigt oder beeintrágtigt wird. Der isoelektrische Punkt
<3er Nissl Schollen liegt zwischen pH 2.7 und pH 4.2 (Pischinger 1926) ;
bei pH 2.7 fárben sich die Schollen mit Toluidinblau nur noch sehr schwach.
Die Gallocyaninlackreaktion schlágt aber immer positiv an ohne Rúcksicht
auf die stattgefundene elektrische Umladung der Nissl Körper selbst. Es
bleibt wohl kein anderer Schluss iibrig als dass diese Farbreaktion letzten
Endes auf chemischer Verbindung von Farbkörper und Gewebe beruht.
t)ber die Natur dieser Verbindung lásst sich natúrlich noch nichts ex-
achtes sagen, aber wenn wir von dem oben geschilderten hypothetischen
Bildungsvorgang des Lackes ausgehen, ist es doch nur logisch etwas wei-