Læknablaðið - 01.12.1934, Blaðsíða 26
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LÆKNABLAÐIÐ
bei dem sich keine Entzúndung weder central in den Ganglien noch
peripher in der Haut findet, und so jeder infektiös-vaskuláre Pro-
zess ausgeschlossen ist; der Fall ist also auch nicht ohne speziell-
theoretisches Interesse. Mit Bestimmtheit lásst sich sagen, dass in dem
vorliegenden Fall von Zoster, der Blasenbildung letzten Endes eine rein
abnorme Innervation zu Grunde liegt. Die bcsprocliencn schwcren akuten
Verandcrungcn dcr Spinalganglien rufen abnorme dystrophisclie Impulse
hervor, wclclie in cfferenter Richtung den sensorischen Fibern entlang
gehen, und auf cine völlig unaufgekldrte Weise(!), trophische und vas-
kulare Störungen in dcr Haut hervorbringen, zvodurch unmittelbar Blasen-
bildung entstcht. Möglicherweise wirken die antidromen Impulse nicht di-
rekt auf die Arteriolen, sondern indirekt durch Produktion von Histamin( !)
in den epidermalen Zellen, was seinerseits vasodilatatorisch wirkt und durch
lokale Irritation Blasen hervorruft; dabei wurden auch endlich lokale
Axonreflexe in der Haut entstehen, was die Histamin-Bildung wieder er-
höhen wiirde. — Es scheint mir deshalb nicht unglaubhaft, dass die Spinal-
ganglienzellen in diesem Sinne eine trophische Bedeutung der Haut gegen-
úber besitzen. Head und Campell (1900) meinen darum auch, dass abnorme
efferente Impulse der Spinalganglien ein wichtiges Glied in der Blasenbil-
dung sind, und dass diese der Ausdruck heftiger Irritation der Ganglien-
zellen ist, welche letztere normalerweise der Schmerzleitung dienen. Bay-
liss (1901) hat gezeigt, dass Stimulation der sensorischen Fibern in den
Hinterwurzeln Vasodilatation in der Haut hervorruft; er weist aber auch
darauf hin, dass es schwer zu glauben ist, dass Vasodilatation allein Blasen
hervorbringen kann. — Bei Zoster idiopathicus (Infektion) hat man úbrigens
Entzúndung in den entsprechenden sympatischen Ganglien konstatiert (Biel-
schowsky 1914). Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass in dem hier ge-
schilderten Fall von echtem symptomatischen Zoster Veránderungen in
den sympathischen Ganglien vorhanden gewesen sind, welche fúr die rein
vaskuláren Störungen verantwortlich zu machen wáren, leider hatte ich
keine Gelegenheit dies zu untersuchen. — Es ist deshalb denkbar, das
sich im Blasenbildungsmechanismus ein sympathisch-vaskulárer Faktor
findet, welcher mit einem nervös-trophischen zusammenwirkt; in welcher
Weise wissen wir aber nicht.
Man sieht also, dass das Problem des Blasenbildungsmechanismus von
ungeheurer physiologischer Wichtigkeit ist, da es sich hier um nichts we-
niger als um die Frage von einer möglichen trophischen Kontrolle des Ner-
vensystems úber den Geweben im Allgemeinen handelt.
Es ist mir völlig klar, dass man sich gegeníiber den in der Diskussion
hervorgehobenen Gesichtspunkten skeptisch stellen kann, und dass man
einwenden kann, dass es sich soweit nur um einen einzelnen Fall handele,
aber nichtsdestoweniger sind die gefundenen anatomischen Veránderungen
eine Tatsache.
Zusammenfassung.
Es handelt sich um einen Patienten, der einige Jahre an schweren Myelo-
pathien bei perniziöser Anámie gelitten hatte. Am Ende der Krankheits-
periode, entwickelte sig ein Magenkrebs, der in casu als die eigentliche
Todesursache gerechnet werden muss. Durch systematische neuro-patho-