Læknablaðið - 01.12.1934, Síða 51
LÆKNABLAÐIÐ
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In seiner oben angefiihrten Monographie (1921) behandelt Becher auch
das Problem der Theorie der Beizenfárbungen, insbesondere des Fárbens
mit gelösten Lacken. Er nimmt die Begriffe „Beize“ und „Beizenfarbstof f“
im engsten und einheitlichsten Sinne und bezeichnet als Beizen solche ba-
sische Metallsalze die mit sauren Farbstoffen (Beizenfarbstoffen) innere
Metallkomplexsalze (echte Lacke) bilden. Die Kettung von Beize und Farb-
stoff beruht demgemáss auf chemischer Verbindung; zwar aber ist die
Natur und Bildung der Farblacke zum Teil noch unerforscht. Wie anderer-
seits die Kettung von Beize und Gewebe zustande kommt, dariiber gehen
aber die Meinungen sehr auseinander. Einige Autoren denken in erster
Linie an Adsorption. Doch vieles spricht dafur, dass es sich nicht um einen
reinen physikalischen Adsorptionsvorgang handeln kann, sondern dass der
Prozess letzten Endes chemisch bedingt sein muss. So fasst auch Becher
zusammen mit Unna und Golodetz die Fárbung des Gewebes im ganzen
als eine chemische Tripelverbindung auf. Dabei wird die Beize als ein
Bindemittel zwischen Farbstoff und Gewebe angesehen.
Demgegenúber treten nun v. Möllendorff und Tomita (1926). Nach
diesen Autoren sollen auch fúr die Beizenfarbstoffe und die Lacklösungen
dieselben Verteilungsgesetze wie fúr die basischen Farbstoffe gelten; dem-
gemáss entscheidet auch hier die Diffusionsfáhigkeit der Lösung úber In-
tensitát und Ausbreitung der Dfg, die Flockbarkeit der Lacklösung mit
Nucleinsáure úber Intensitát und Klarheit der Nfg.
Also auch fíir den Ausfall der Beizenfárbungen und der Fárbungen
mit gelösten Lacken sollen rein physikalische Faktoren von massgebender
Bedeutung sein.
Ergebnisse.
Wie wir gesehen haben stehen die physikalischen und chemischen Auf-
fassungen des Fárbungsvorganges abwechselnd im Vordergrund gegenein-
ander. Man kann wohl sagen, dass es jetzt im allgemeinen anerkannt ist,
dass die einfachen substantiven Fárbungen mit basischen Anilinfarbstoffen
wie Thionin und Toluidinblau und sauren Farbstoffen wie Cyanol und
Eosin, rein physikalisch bedingt sind, und zwar haben in der modernen
Zeit die Auffassungen v. Möllendorffs einerseits und diejenigen von Pi-
schinger andererseits die grösste Ausbreitung bekommen. Den Beizenfár-
bungen angehend verhált das sich aber gánzlich anders; dort stehen jetzt
die Meinungen schroff gegeneinander (Becher, v. Möllendorff). Ich sage
das sofort, ich bin der Meinung, dass die Fdrbung der Nisslschollen mit
Gallocyaninchromalaun letzten Endcs von chemischen Affinitaten bestimmt
wird. Wie schon oben berúhrt, ist dies von der grössten theoretischen Be-
deutung fúr das Normalbild der Nervenzellen. Ehe ich zu der Aufstellung
des Áquivalentbildes gehe, werde ich deshalb erst diese Hjqx)these mit Tat-
sachen etwas zu begrúnden suchen. Von grösster Bedeutung fúr dieses
Problem ist erstens die Erforschung des Bildungsvorganges des in Frage
konimenden Farblackes.
Das Gallocyanin, ein Oxazinfarbstoff, hat als freie Verbindung die fol-
gende Konstitutionsformel: