Læknablaðið - 01.12.1934, Side 100
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LÆKNABLAÐIÐ
Paul Mathieu findet Arthroplastik formell angezeigt, wenn die Anky-
lose dopp>elseitig ist, aber fakultativ im Falle einseitiger Ankylose.
Nach V. Putti ist Anzeige zur Arthroplastik vorhanden bei arthritis
deformans bei Personen zw. 30 u. 40 Jahren der abeitenden Klasse an-
gehörend.
Bei diesem jungen Manne finden wir Mathieu’s Indikation und Ash-
hurst’s zwei erste Indikationen, wáhrend Ashhurst’s dritte, dasz das caput
und das collum eine beinahe normale Form haben sollen, kaum vorhan-
den ist.
Doch ist die Miszbildung auf der rechten Seite nicht durch einen infek-
tiösen, destruktiven Prozesz verursacht, sondern durch eine zu schwere
und zu friihzeitige Belastung.
Ich fand den Zustand dieses jungen, kráftigen Mannes jedoch so trau-
rig, dasz ich den Versuch machen wollte, eine Verbesserung hervorzurufen.
Mein Plan war, zuerst durch eine linkseitige, subtrochanterische Osteo-
tomie die Schiefstellung des linken Beines zum Becken auszugleichen, um
dann nachher eine Arthroplastik der rechten Hfifte zu machen.
Ein solcher Versuch war berechtigt und geboten, obwohl man ein gliick-
liches Resultat besweifeln konnte.
Nicht diesen Versuch zu machen und nur eine doppelseitige Osteotomie
auszufíihren konnte doch nicht zufriedenstellend sein, weil man befurch-
ten muszte, dasz der Kranke nach diesem Eingriff unstabiler im Stehen
und Gehen und auch nicht so bequem sitzen wúrde wie frúher, wenn auch
die Entstellung verringert wúrde. Das schlimmste Resultat des arthroplas-
tischen Versuches konnte in diesem Falle nur eine neue Ankylose sein,
also status quo, jedoch in gebesserter Stellung.
Am 28. Okt. 1931 wurde in Aethernarcose eine linksseitige Osteotomia
subtrochanterica gemacht. Die Durchmeiszelung des dicken, elfenbeiner-
nen Knochens war sehr schwierig. Als eine der auf dem Röntgenbilde
(Fig. 3) sichtbaren Knochenhöhlen bei der Durchmeiszelung geöffnet
wurde, flosz eine gelbe, trúbe, seröse Flússigkeit heraus; leider wurde die-
se Fltissigkeit nicht mikroskopisch untersucht, was doch wúnschenswert
gewesen wáre, weil es zu einer langdauernden Wundinfektion kam, mit
reichlicher seropurulenter Sekretion und Abgang von einigen Knochen-
splittern. Nach erfolgter Durchmeiszelung wurde das Bein nach auszen
rotiert, abduziert und extendiert bis zu etwa 1600. Eine vollstándige Ex-
tension wurde nicht ausgefúhrt, weil ich meinte, im Falle eines Fehlschla-
gens der eventuellen spáteren Arthroplastik, dasz es zweckmásziger wáre
eine ca. 20°. Flexion zu behalten, die ein stabileres Stehen und Geben
und ein bequemeres Sitzen als eine gerade Ankylose ermöglichen wúrde,
zumal da der Kranke schon zuvor an starke Lordose gewöhnt war. Die
Abduction durfte auch nicht vollstándig sein, weil man die eventuelle spá-
tere rechtsseitige Gelenkbildung berúcksichtigen und sicli bemúhen muszte
das deforme Becken rechts nichts zuviel zu heben, um nicht die senkrechte
Lagerung des kúnftigen Acetabulum auf dem neugebildeten Femurkopfe
unmöglich zu machen und dadurch die Gefahr der Ausgleitung zu ver-
gröszern.