Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Blaðsíða 156
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LE NORD
bruchs des Liberalismus keiner Subsidien irgendwelcher Art be-
durfte.
Jahrhunderte hindurch haben somit die meisten Bewohner der
ausgedehnten europáischen Kiistengegenden diese Fischerei betrie-
ben. Der Reichtum des atlantischen Ozeans an Heringen hat zur
Blxite des wirtschaftlichen Lebens in Europa beigetragen und eine
wesentliche Voraussetzung des Aufschwunges verschiedener euro-
páischer Kiistenstádte gebildet. Unter den driickenden Lebens-
bedingungen des Mittelalters brachte der Ertrag dieser Fischerei,
in der Stadt wie auf dem Lande, eine willkommene Hilfe zur
Erhaltung des Lebens. Noch heute besteht im Norden auf dem
Lande die Sitte, dass jeder Arbeiter táglich einen gesalzenen He-
ring haben soll. Aber auch in unseren Tagen wird in allen Lán-
dern die Bedeutung des Herings fiir den táglichen Haushalt aner-
kannt, nicht zum wenigsten auf Grund seines grossen Vitamin-
inhalts. Die Völker, die sich des Vorrechts erfreuen, zu den reichen
Heringsfangplátzen Zutritt zu haben, besitzen hier ein wirtschaft-
liches Aktivum, auf das bis in eine ferne Zukunft grosse 'Wechsel
gezogen werden können.
Island hat in Bezug auf die Heringsfischerei seine eigene Ge-
schichte, wrenn diese sich auch nur iiber die letzten 70 Jahre er-
streckt. Die ersten Siedler haben zweifelsohne Heringsfischerei
betrieben, obwohl wir nur wenige Berichte hieriiber kennen. Aber
die Dorschfischerei, die weniger Geráte und Ausriistung erfor-
dert, spielte damals eine iiberragende Rolle, und in langen Zeit-
ráumen scheint die Heringsfischerei in Island unbekannt gewe-
sen zu sein. Nach dem lebhaften Aussenhandel der Sagazeit, als
die Islánder selbst ihre Waren auf eigenen Schiffen beförderten,
war es mit der Handelsflotte sozusagen vorbei. Die abgesonderte
Lage Islands in Verbindung mit dem geringen Handelsverkehr
und den schlechten Beschiffungsverháltnissen bewirkte, dass das
Inselland bis auf unsere Zeit im Atlantischen Ozean ganz isoliert
dalag. An dem Holze, aus dem die Fischereifahrzeuge gebaut
werden sollten, herrschte oft grosser Mangel. Vulkanausbriiche,
Aschenregen, Erdbeben, Polareis, das die Nordkuste des Lan-
des umschloss und jede Schiffahrt hinderte, strenge Winter, in
denen Menschen und Tiere aus Mangel an Nahrung und Futter
starben, Pest und Seuchen, die alles Lebende dezimierten, die
driickenden Wirkungen des Monopolhandels auf das wirtschaft-
liche Leben durch mehr als 200 Jahre, alle diese Umstánde trugen