Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Blaðsíða 248
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LE NORD
fen, die auf Grund der Kleinheit des einzelnen Landes bisher nicht
lohnend gewesen sind.
Das Hauptinteresse wird sich jedoch auf die aussere Handels-
politik konzentrieren miissen. Alle Anzeichen deuten gegenwártig
darauf hin, dass die kleinen Lánder eine bescheidene Rolle in der
wirtschaftlichen Politik der Nachkriegszeit spielen werden. Sol-
len sie sich íiberhaupt geltend machen können, kann dies nur
geschehen, wenn sie gesammelt auftreten. Wird die Handelspoli-
tik nach denselben Richtlinien wie vor dem Kriege — mit Han-
delsabkommen, in denen Ein- und Ausfuhr gegen einander abge-
wogen werden — fortgesetzt, werden die Kleinstaaten sehr
schwach stehen, und falls gemeinsames Auftreten einige Abhilfe
schaffen kann, sollte eine nordische Zusammenarbeit auf dieser
Grundlage zustandekommen können. In vielen Beziehungen wer-
den die nordischen Lánder als Einheit betrachtet eine starke Stel-
lung einnehmen. So reprásentierten sie vor dem Kriege zusammen
4A der Weltausfuhr von Holzmasse, 7* von Papiermasse, 7a der
Speckausfuhr, 7* der Holz- und 7* der Butterausfuhr. Gleich-
zeitig wurde die Kaufkraft des nordischen Marktes nur von den
Vereinigten Staaten von Nordamerika, Grossbritannien, Deutsch-
land und Frankreich iibertroffen. Es ist jedoch eine Frage, ob
diese Positionen voll ausgenutzt werden können. Die Schwierig-
keit besteht hier in den Interessegegensátzen. Teils exportieren
die nordischen Lánder die gleichen Waren und sind deshalb Kon-
kurrenten, teils ergánzen sie sich gegenseitig und haben deshalb
weit verschiedene Ausfuhrinteressen. Diese Gegensátze sind natiir-
lich unvermeidlich, die Frage ist nur, ob die mit der Zusammen-
arbeit verbundenen Vorteile hinlánglich gross sind, um die un-
umgánglichen Zusammenstösse der Interessen aufzuwiegen. Je
enger die politische Zusammenarbeit ist, desto grösser sind die
Aussichten, ein gemeinsames handelspolitisches Auftreten durch-
fiihren zu können. Aber hier darf man sich nicht der Erkenntnis
verschliessen, dass die Bestrebungen der Kleinstaaten, sich durch
gegenseitige Unterstiitzung einige der Vorteile der grösseren Staa-
ten zu sichern, auf einen kategorischen Widerstand von aussen
stossen können, der eine Verwirklichung der Ziele, welche die
handelspolitische Zusammenarbeit sich gesetzt hat, bereits im
Keime ersticken wird.