Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Blaðsíða 242
212
LE NORD
merksamkeit dem nordischen Markt zuzuwenden und fragte sich,
wie man mittels zollpolitischer Erleichterungen zur Steigerung
des Handelsverkehrs zwischen den nordischen Lándern beitragen
könnte. Man náherte sich dem Problem etappenweise, und man
kann dem Fortschritt des Gedankens von der einen Tagung zur
anderen folgen. Der Höhepunkt wurde auf der Tagung in Ko-
penhagen i. J. 1885 erreicht, wo eine Entschliessung angenommen
wurde, in der man die dánische Regierung ersuchte, mit der schwe-
dischen und norwegischen Regierung in Yerbindung zu treten
zwecks Ernennung einer Kommission, die die Stiftung eines Zoll-
vereins zwischen den nordischen Lándern náher erwágen sollte.
Es war der hervorragende dánische Grosskaufmann Tietgen, der
bei dieser Gelegenheit das Wort fíihrte und die Entschliessung
verfasste. Seiner Autoritát ist es auch wesentlich zuzuschreiben,
dass die Entschliessung einstimmig angenommen wurde. Der Zeit-
punkt war insofern besonders gunstig, als man von dem endlichen
Ziel, einer umfassenden nordischen Zollunion, nicht sehr weit ent-
fernt war, da Norwegen und Schweden bereits durch die soge-
nannte Zwischenstaatsordnung (Mellemrigsordningen) verbunden
waren. Diese kam in Wirklichkeit einer Art Zollunion gleich, da
alle norwegischen und schwedischen Waren — dagegen nicht Wa-
ren im Durchgangsverkehr — von jedem Zoll befreit waren. Nur
Dánemark fehlte noch als der Dritte im Bunde.
In den folgenden Jahren wurden andere áhnliche Entschlies-
sungen angenommen, aber alle diese Pláne scheiterten an einer
unerbittlichen Realitát: der Aufhebung der Zwischenstaatsord-
nung i. J. 1897. Der Gedanke der Zollunion erhielt damit einen
Todesstoss und ist seitdem nur in mehr akademisch eingestellten
Kreisen erörtert worden, in denen er stets mit der Verehrung
empfangen wurde, die man einem alten Nachkommen der nor-
dischen Zusammenarbeit — einer Persönlichkeit, deren Alter man
respektiert, die jedoch ihre Zeit iiberlebt hat — schuldig ist.
Worin war denn die Aufhebung der Zwischenstaatsordnung
und damit die Ráumung des wichtigsten Briickenkopfes der nor-
dischen Zusammenarbeit begriindet? Die Beantwortung dieser
Frage erfordert, dass man sich die mit dieser Ordnung verbunde-
nen Nachteile klar macht, Nachteile, die also so erheblich waren,
dass sie die offenbaren Vorteile der Ordnung aufwiegen konnten.
Die Aufhebung hatte zur Folge, dass der Handel zwischen Nor-
wegen und Schweden ungefáhr um 50 % zuriickging, und die
auf verschiedenen Gebieten zwischen den beiden Lándern durch-