Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1944, Blaðsíða 314
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LE NORD
niedergelegt worden — gehören Teile von Satteln sowie zahl-
reiche, leicht zu rekonstruierende Zaume, von denen mehrere mit
reich beschlagenen Riemen mit verzierten und vergoldeten Bronze-
platten versehen sind.
Auf Grund der gemachten Funde können wir uns also recht
gut vorstellen, wie ein wiirdiger Upplandsbauer aussah, wenn er
sich zum Gericht begab oder zum Kampfe auszog. Man hángte
den Schwertriemen iiber die rechte Schulter, sodass das Schwert-
heft auf der gepanzerten Brust ruhte, spannte einen anderen Rie-
men um den Leib, um einen einen halben Meter langen Sax in
der prachtvollen Scheide zu tragen, und setzte einen Eschenspeer
mit breitem, lanzettenáhnlichen Blatt in die rechte und den Schild
in die linke Hand. Zuweilen — besonders bei friedlichen Gelegen-
heiten — wurde das prachtvolle Aussehen durch einen hellen,
iiber die Achseln geworfenen wollenen Mantel erhöht. Dieser
Mantel war aus einem viereckigen, — wahrscheinlich aus Fries-
land stammenden — Stiicke Stoff angefertigt, das so lang war,
dass zwei von seinen spitzen, iiber die Handgelenke geworfenen
Zipfeln bis zu den Knieen reichten. Ein unbedeutender Úberrest
eines solchen friesischen Tuches von feinster Qualitát war — wie
sich zeigte — hellblau gefárbt.
In dem, was man gewöhnlich unter allgemeiner Bildung ver-
steht, ist in der Regel nur ein geringes archáologisches Wissen ent-
halten. Ich glaube deshalb mich keiner zu grossen Unhöflichkeit
schuldig zu machen, wenn ich voraussetze, dass die Mehrzahl
meiner Leser fiir den Fall, dass sie im voraus dariiber befragt
worden wáren, wie sie sich einen upplándischen Grossbauer aus
dem 7. oder 8. Jahrhundert vorstellten, eine wesentlich beschei-
denere Beschreibung gegeben haben wiirden. Unsere historischen
Lehrbiicher geben uns den Eindruck, dass das Mittelalter, das um
400 beginnt, im Norden erst mit der Einfiihrung des Christen-
tums — d. h. im 10. oder 11. Jahrhundert — seinen Anfang ge-
nommen hátte. Noch spáter fállt in Schweden die Entstehung des
geistlichen und weltlichen Freiguts. Aber wir haben kein Recht,
das Zeugnis unserer Augen zu verleugnen, nachdem die Funde an
den Tag gekommen sind. Es liegt an der Hand, dass man die
Betrachtung der letztgenannten Kulturfaktoren in hohem Masse
uberschátzt hat. Die Edelmánner von Valsgárde hatten allerdings
weder christlichen Glauben noch die soziale Ausnahmestellung der
Feudalgutsbesitzer, aber in anderen Beziehungen können sie offen-